Die Zeit vergeht wie im Flug und Dante wird im Mai schon drei Jahre alt. Damit ist er inzwischen fast und endlich erwachsen, insgesamt deutlich ruhiger, entspannter und solider. Ein bisschen Luft nach oben gibt es da zwar schon noch, aber Hund lernt ja bekanntlich nie aus und Leben heißt Veränderung. 😉 Vorerst kann ich aber trotzdem definitiv sagen, dass „das Gröbste“ hinter uns liegt und Dante nun zu dem Hund herangereift ist, den wir uns immer gewünscht haben. Natürlich war er vom ersten Tag an unser Traumhund, aber ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass wir mehr als erleichtert sind, die garstige Pubertät ein für allemal hinter uns gelassen zu haben. Aus diesem Anlass möchte ich noch einmal Revue passieren lassen, mit welchen kleinen und großen Problemen und Baustellen wir uns bisher beschäftigt haben, welche davon überhaupt noch bestehen und was nun glücklicherweise der Vergangenheit angehört.
Alleinebleiben
Das Alleinebleiben war bei uns lange Zeit DAS Problemthema Nummer eins. Im Beitrag „Allein allein…“ habe ich darüber bereits ausführlich berichtet und auch beschrieben, wie wir trainiert haben. Insgesamt war das Training unheimlich langwierig und mühsam und es gab sogar Phasen, in denen wir nicht mehr an einen Erfolg geglaubt haben… Aber – es hat schließlich doch funktioniert.

Als mein Mann und ich Ende 2019 beide berufstätig wurden, waren wir massiv auf die Hilfe einer zum Glück sehr lieben und zuverlässigen Hundesitterin angewiesen. Dante konnte zu dem Zeitpunkt gerade so maximal ein halbes Stündchen alleine bleiben ohne zu bellen und in Stress zu verfallen. Und um diesen Punkt überhaupt zu erreichen, hat es schon gut ein Jahr gedauert… Tja, und heute? Heute bleibt er vormittags regelmäßig entspannt und zuverlässig bis zu 4,5 Stunden alleine. Auch nachmittags und abends sind bis zu zwei Stunden möglich, wobei er das bei uns nur in absoluten Ausnahmesituationen muss, da wir immer vormittags arbeiten und unser Fokus im Training deshalb darauf lag.
Es gibt nichts in unserem Alltag und Training, worauf ich so unfassbar stolz bin, denn dieses Ziel zu erreichen war das Schwierigste. Wir sind nun nur noch sehr selten auf die Hilfe unserer Hundesitterin oder von Freunden und Familie angewiesen und dabei fest überzeugt, dass die Dauer des Alleinebleibens für Dante sogar noch steigerbar ist. Grundsätzlich ist er bei uns so selten wie möglich, aber so oft wie nötig alleine, also werktags eben nur vormittags und am Wochenende (wenn überhaupt) nur kurz. Es macht ihm aber auch nichts mehr aus – im Gegenteil – er fordert unsere Routine und seine Ruhe regelrecht ein. 😉
Unruhe (im Haus)
Früher war Dante phasenweise das reinste Nervenbündel. Er hat sich buchstäblich dagegen gesträubt, sich hinzulegen und zu schlafen, hat gefühlt den ganzen Tag unzufriedene Geräusche von sich gegeben, ist ständig aufgestanden und hat sich immer angesprochen gefühlt. Uns war zum Glück schon sehr früh klar, dass das so auf gar keinen Fall weitergehen darf, denn als Landraubtier braucht ein Hund – ganz ähnlich wie eine Katze – um die 20 Stunden Schlaf pro Tag.

Wir haben deshalb auf ein sehr niedriges Pensum an Aktivität gesetzt und dafür umso stärker auf Routinen und aktives Anti-Stress-Training. Vom Entspannungssignal bis hin zur Ruhezone haben wir alles aufgebaut und konditioniert was ihm zu einem entspannten Alltag verhelfen kann und profitieren heute immens davon! Morgens geht Dante mit meinem Mann die immer gleiche Morgenrunde für ca. 40 Minuten, frisst im Anschluss, kuschelt sich mit uns aufs Sofa während wir unseren Kaffee trinken, schläft auf dem Sofa oder wenn er alleine ist im Bett bis wir mittags wieder da sind und mit ihm unsere Hauptrunde am Tag für 1-1,5 Stunden gehen. Danach schläft er weiter, spielt abends ein Ründchen, frisst und schläft bis zum nächsten Morgen.
Im Winter möchte er manchmal sogar auf die Hauptrunde verzichten, weshalb wir je nach Wetter und Gefühl auch nur eine kleine Runde gegen Abend mit ihm gehen und ihn stattdessen im Haus etwas suchen lassen oder mit ihm tricksen. Ansonsten ist er inzwischen praktisch unsichtbar und autonom und das ist so ein tolles Gefühl! Es ermöglicht uns enorme Freiräume während es ihm, seinen Nerven und seiner Gesundheit einfach nur gut tut und die Voraussetzung dafür ist, dass er all seine Erlebnisse in Ruhe verarbeiten und dementsprechend gelassen auf alles reagieren kann.
Autofahren
Als Welpe hatte Dante beim Autofahren massiv mit Übelkeit und Erbrechen zu kämpfen, sodass das Auto von Anfang an negativ besetzt war und der bloße Anblick schon bald Stress in ihm auslöste, der sich bereits vor dem Einsteigen in Unmengen von Speichel und unruhigem Fiepen äußerte. Wir bemerkten schnell, dass es ihm deutlich besser ging, wenn er nicht aus dem Fenster sehen konnte und so haben wir es mit verdeckten Scheiben und dem Signal „Platz“ im Auto geübt, allerdings ohne Erfolg.
Inzwischen ist es so, dass Autofahren zwar immer noch recht weit hinten in Dantes Hitliste der schönen Dinge des Lebens kursiert, aber immerhin für alle Beteiligten gut erträglich ist. Was ihn nach wie vor stresst, ist die Erwartungshaltung an das Ziel. Bei jedem Blinken, Bremsen und Abbiegen steigt in ihm die Hoffnung, dass wir bestimmt bald da sind und etwas Tolles auf ihn wartet. Interessanterweise kann er dabei genau zwischen Kurz- und Langstrecke unterscheiden und ist bei den Langstrecken meistens von Anfang an eher im Ruhemodus. Tief und fest schlafen kann er im Auto auch nur in diesen Fällen, aber auf Kurzstrecken ist er einfach zu aufgeregt.

Was bei uns gut funktioniert, ist eine Stoffbox auf dem Rücksitz, die ihm etwas mehr Geborgenheit gibt, ihn aber vor allem daran hindert, aus dem Fenster zu schauen, was ja bekannterweise die Übelkeit auslöst. Seit einer Weile probieren wir außerdem ein Signal aus, das ihm dabei helfen soll zu erkennen, wann wir ankommen. Dafür hängen wir immer ein spezielles Tuch an seine Box, wenn wir fast da sind und hoffen, dass er mit der Zeit das Tuch und die Ankunft verknüpft und deshalb besser entspannen kann, wenn es noch nicht an der Box hängt. Mal sehen, ob und wann das klappt.
Abgesehen davon ist es mittlerweile aber auch möglich, ihn dazu aufzufordern, sich zusammenzureißen, wenn ihn der Übermut packt. Wenn er laut fiept und wir merken, dass er sich hineinsteigert, geben wir ihm unser Abbruchsignal und es ist wirklich süß, wie sehr er sich daraufhin Mühe gibt, leise zu sein. Nervig ist es trotzdem. 😉
Läufige Hündinnen
Die Damenwelt hat es Dante ja schon immer sehr angetan, aber gerade zwischen seinem ersten und zweiten Lebensjahr war es phasenweise schier unerträglich. Er hat auf läufige Hündinnen so heftig reagiert, dass er in ganz schlimmen Fällen wochenlang nicht richtig schlafen und fressen konnte, nur aus dem Fenster starren und seine Angebetete treffen wollte. So schlimm war es allerdings nur zwei Mal. Ansonsten haben uns vor allem die Markierungen der läufigen Nachbarsdamen das Leben schwer gemacht, denn sobald Dante einmal an diesen geleckt hatte, war für uns der Tag gelaufen.

Als ohnehin schon eher hibbeliger Hund war das dann oftmals der Tropfen auf den heißen Stein, der unseren Alltag gehörig ins Schleudern gebracht hat. Auch an Rückruf war in solchen Fällen nicht zu denken.
Heute ist es natürlich immer noch so, dass ihn läufige Hündinnen stark interessieren, aber selbst wenn er mal an deren Markierungen geleckt hat, ist schon Sekunden später wieder alles beim Alten statt teilweise Stunden später wie es früher oft war. Unser Abbruchsignal diesbezüglich („Bäh!“ 😀 ) ist zwar durchaus noch ausbaufähig, aber Dante ist nun immerhin in der Lage, sich davon abbringen zu lassen und weiter seines Weges zu gehen. Sollte es so auch in den kommenden Jahren bleiben, gibt es für uns nicht einmal annähernd einen Grund über eine Kastration nachzudenken.
Wachverhalten im und außer Haus
Als waschechter Wachhund ist es Dante immer und überall ein Anliegen, auf uns aufzupassen und das darf und soll er natürlich auch. Er soll sich nur auch wieder davon abbringen lassen, sobald wir „übernehmen“. Früher war das undenkbar, er hat zuhause und insbesondere im Garten bei allem und jedem Alarm geschlagen und konnte sich nur schwer beruhigen.
Heute ist es so, dass er laut bellt, wenn es klopft oder klingelt oder wenn die Post vorbeifährt – ja, er weiß genau, wie ein Postauto klingt und ganz klischeemäßig kann er das überhaupt nicht ausstehen 🙂 – aber in aller Regel lässt er es danach auch wieder gut sein. Im Garten und auch unterwegs haben wir schon ein paar Mal die Beobachtung gemacht, dass es ihn triggert, wenn jemand Kopfhörer anhat und ihn nicht wahrnimmt. Unsere Vermutung ist es, dass er bei solchen Leuten dafür sorgen will, dass sie ihn auf alle Fälle bemerken.
Unterwegs war es gerade zu Beginn der Pubertät richtig schlimm, denn jeder Passant, der irgendwo am Horizont aufgetaucht ist, musste vertrieben werden – wenn Dante ohne Leine unterwegs war. Es war (und ist) deshalb immer noch eine Herausforderung für uns, bei unseren Spaziergängen VOR Dante zu sehen, wenn irgendwo jemand auftaucht. Das gilt natürlich nur für einsame Spaziergänge in Feld und Wald und nicht für belebte Gegenden oder gar die Stadt. Da sind und waren andere Menschen immer schon Luft für Dante, aber da ist er auch ausschließlich an der Leine unterwegs.
Im Laufe der Zeit mussten wir also leider die ein oder andere unangenehme Begegnung erleben, wenn Dante vor uns jemanden gesehen hat, zu weit weg war und den Rückruf ignoriert hat. Das tut er nämlich teilweise leider immer noch, allerdings nur, wenn er zu weit weg von uns ist, weshalb wir in erster Linie an kontrolliertem Freilauf arbeiten und diesbezüglich schon riesige Erfolge zu verbuchen haben. Was es damit genau auf sich hat, werde ich wahrscheinlich in einem gesonderten Beitrag noch einmal aufgreifen.
Bei solchen Begegnungen ist glücklicherweise noch nie etwas passiert und wir setzen alles daran, dass sie auch möglichst nie mehr vorkommen, denn sei es Dante, der einem unschuldigen Spaziergänger einen Schrecken einjagt, oder ein anderer Hund, der Dante beißt und ihm eine Lektion erteilt, die ich ihm auf alle Fälle ersparen will – beides muss absolut nicht sein.
Hundebegegnungen
Und damit kommen wir auch schon zum nächsten Punkt, den Hundebegegnungen. Wer hier schon länger mitliest, erinnert sich vielleicht daran, wie mich dieses Thema anfangs zur Verzweiflung gebracht hat. Den kleinen Beitrag „Ich bin so stolz!“ hatte ich vor knapp zwei Jahren voller Freude verfasst, weil Dante damals zum ersten Mal bei einer Hundebegegnung nicht völlig aus dem Häuschen geraten ist. Davor war es phasenweise so schlimm, dass ein Hund am Horizont ihn bereits austicken ließ und er gebellt und an der Leine gezogen hat. Das war noch in seinem ersten Lebensjahr als die Hormone langsam so richtig aktiv wurden.

Aber danach wurde es zum Glück immer besser. Wir haben mit Dante trainiert, dass er sich bei allen Begegnungen neben und ganz knapp hinter uns an sehr kurzer Leine einordnen muss, um ihm zu signalisieren, dass wir die bevorstehende Situation klären. Das hat den absoluten Durchbruch gebracht. Des Weiteren haben wir Kontakt an der Leine vollkommen untersagt, haben ihn auch nicht mehr mit fremden Hunden, denen wir irgendwo begegnet sind, zum Spielen zusammengelassen, um seine Erwartungshaltung diesbezüglich zu minimieren, und sind anfangs in einem Bogen ausgewichen, der so groß war, dass Dante die Begegnung relativ entspannt absolvieren konnte.
Und so handhaben wir es heute im Prinzip auch noch. Bogen laufen ist nur noch sehr selten nötig, unerwartetes Spielen mit fremden Hunden ist nur dann erlaubt, wenn der Ort und die Situation es hergeben und wenn wir schon vor der Begegnung merken, dass die Chemie zwischen den Hunden stimmt. Bei Hündinnen ist das eigentlich immer der Fall. 🙂 Bei Rüden entscheidet die Sympathie und unter den unkastrierten Rüden in unserer Nähe gibt es tatsächlich auch ein paar Kandidaten, die Dante absolut nicht ausstehen können. Und nachdem er das zum ersten Mal gespürt hat, beruht diese Antipathie dann auch auf Gegenseitigkeit und er wird bei den Begegnungen dann ebenfalls laut, wenn es keinen Raum zum Ausweichen gibt.
Diese Kandidaten kann ich allerdings an einer Hand abzählen, weshalb es für mich völlig in Ordnung ist. Ich mag auch nicht jeden und 95% aller unserer Hundebegegnungen sind vollkommen unspektakulär. Selbst wenn der andere Hund ihn lautstark aus nächster Nähe anpöbelt, lässt sich Dante problemlos vorbeiführen (es sei denn, es handelt sich um einen seiner oben beschriebenen Erzfeinde). Und darauf sind wir wirklich stolz.
Untergewicht und Mäkeligkeit
Zu guter letzt möchte ich noch Dantes Gewichtsprobleme thematisieren, die zum Glück längst der Vergangenheit angehören. Sie in den Griff zu bekommen war besonders knifflig, weil sich seine Mäkeligkeit nicht wirklich trainieren ließ und für uns nicht immer erkennbare Ursachen hatte. Dass wir Dantes Ernährung mit knapp eineinhalb Jahren von Trockenfutter auf BARF umgestellt haben, habe ich in „Das BARF doch nicht wahr sein!“ ausführlich geschildert und auch erklärt, weshalb wir uns für diesen Schritt entschieden haben.
Sowohl Untergewicht als auch Mäkeligkeit wurden damit wesentlich besser, doch unabhängig vom Futter gab es trotzdem immer wieder Zeiten, in denen Dante die tollsten Leckereien (und sein Futter) vollkommen verschmäht hat, obwohl es am Vortag noch das Größte war! Wir haben viel ausprobiert und haben mit der Zeit einen BARF-Plan für ihn erstellen können, der hundertprozentig zu Dante passt. Futtermittel, die Allergien auslösen, konnten wir aus seiner Ernährung streichen und auch Leckerli, die er verlässlich IMMER mag haben wir gefunden. Wie hoch sie allerdings gerade bei ihm im Kurs stehen, ist nochmal eine ganz andere Frage. 😉 Es gibt Tage, an denen würde er für getrocknete Fleischstreifen alles tun, an anderen Tagen macht er dafür höchstens „Sitz“ auf dem Teppich. Wir variieren und überraschen ihn deshalb immer ein bisschen und das hält den durchaus wählerischen und ziemlich kau-faulen Hund immerhin bei Laune.
Was sein Gewicht betrifft bin ich einfach nur froh, dass er nicht mehr zu dünn ist. Er hat zur Kompensation seines Untergewichts lange 3,5% seines Körpergewichts an Futter bekommen, wobei man beim erwachsenen Hund laut BARF-Plan in der Regel eher von 2-2,5% ausgeht. Da er aber durch sein Wachstum, das Untergewicht und die nackte Haut sowieso einen erhöhten Energiebedarf hatte, war die Menge einfach nötig. Sobald er sich allerdings auch nur annähernd seinem Normalgewicht genähert hat, hat er die Rationen vollkommen verweigert, weshalb wir irgendwann auf 3,25% reduziert haben und diese Menge noch immer füttern. Er braucht sie einfach und frisst sie zuverlässig jeden Tag.