Na gut, meins vielleicht schon ein bisschen… 😉
Aber trotzdem – oder gerade weil ich fast täglich mehrere Stunden im Stall verbringe – muss ich sehr genau abwägen, wie ich meine Zeit einteilen möchte. Ich genieße die Freiheit ein eigenes Pferd zu haben in vollen Zügen – und jetzt habe ich auch noch einen Hund! Was?! Habe ich zu viel Freizeit?
Nein, ich glaube, zu viel Freizeit kann man gar nicht haben. Aber man kann sich überlegen, wie man sie gestaltet – und was vielleicht auch mal nicht geht. Und darüber möchte ich hier einmal berichten: über die Freiheiten und den Gewinn an Lebensqualität, die meine Tiere mir bereiten, aber auch über die Einschränkungen und den Verzicht, den man als Tierhalter manchmal üben muss. Oder möchte…
„Ich kann nicht“
Das ist ein Satz, den man als verantwortungsvoller Tierhalter manchmal sagen muss: „Ich kann nicht. Ich muss mich um meine Tiere kümmern.“ Mit Donar habe ich das große Glück, ihn in einer über 25 Pferde starken Herde halten zu können, die noch dazu das ganze Jahr über draußen steht. Diese Haltung ist nicht nur die bestmögliche für ihn, sondern sie ermöglicht auch mir enorme Freiheiten: ich muss ihn nicht zwangsläufig jeden Tag bewegen, aber ich möchte. Ich muss auch keine Box ausmisten, ihn nicht mit Wasser versorgen, ihn nicht füttern. Ich muss auch nicht dafür sorgen, dass er Kontakt zu anderen Pferden hat, oder etwas erlebt, denn das alles kann er ohne mich. Aber ich muss – und will – für ihn da sein, seine Bezugsperson sein, ihn so reiten und ausbilden, dass er ein seelisch und körperlich entspanntes und glückliches Pferd ist, für dessen Gesundheit ich bis ins hohe Alter verantwortlich bin. Ich muss ihn also auch so gymnastizieren, dass er mich tragen kann, ohne Schaden zu nehmen und ich muss ihm Aufgaben stellen, die ihn zum Nachdenken bringen und die sein Selbstbewusstsein stärken. Und erzogen werden will er ganz nebenbei auch noch ein bisschen. 😉

Und all das kann man schlichtweg nicht leisten, wenn man es nur halbherzig macht oder nur 2-3 Mal die Woche da ist. Oder immer unter Zeitdruck steht. Zumindest könnte ich das nicht. Dass mir all diese Dinge mit ihm gelingen, ist mir sehr wichtig. Und nicht nur mit ihm, natürlich auch mit Dante. Für ihn treffen mehr oder weniger dieselben Punkte zu, doch sein Training ist – weil wir im Prinzip jede Minute an jedem Tag miteinander verbringen – noch unendlich viel umfassender. Es beinhaltet (um nur ein paar Aspekte zu nennen) viel gemeinsame Zeit draußen, also auch das Training der Leinenführigkeit, den Rückruf, Sozialisation mit Allem und Jedem, Spiel, Beziehungsaufbau, Pflege, also Krallenschneiden, Waschen, Füttern, Kleidung, das Training von Ruhe und Entspannung in allen Lebenslagen, Impulskontrolle, das Alleinebleiben, etc. Es ist deshalb noch zeitintensiver und anstrengender als mit Donar, aber: in beiden Fällen sehr, sehr lohnend, beglückend, herzerwärmend und befreiend. Denn trotz all der „Arbeit“, die in meinen Tieren steckt, sind sie – nach Theo – die Lebewesen, mit denen ich am liebsten und mit Abstand am meisten Zeit verbringe. Ich liebe sie und sie sind meine Familie. ❤ Und genau aus diesem Grund muss – und will – ich manchmal sagen: „Ich kann nicht.“ Es macht mich einfach glücklich.
„Aber du verpasst so viel!“
Diese Hingabe und auch meine hohen Ansprüche an mich selbst versteht nicht jeder und dann bekomme ich gesagt, dass es doch schade ist, dass ich so viel im Leben verpasse und dass die Tiere eine enorme Einschränkung sind. Das stimmt, ja, aber sie sind vor allem eines: ein bewusst und ganz und gar freiwillig gewählter Lebensstil. Heutzutage stehen einem alle Türen offen: man kann entscheiden, was und wer man sein will und wie das eigene Leben aussehen soll. Man kann es nach den eigenen Vorlieben gestalten und leben – und wenn das nicht eine der größten Freiheiten überhaupt ist, weiß ich es auch nicht! 🙂
Natürlich heißt das aber auch, dass man nicht gleichzeitig alles andere machen kann, aber wenn man sich bewusst für einen Weg entschieden hat, sind diese Verzichte meiner Meinung nach in der Regel „Kleinigkeiten“, mit denen man gut leben kann, auch wenn es natürlich manchmal schön wäre wenn…

… wir wieder zu zweit ins Kino gehen könnten (der Tag wird irgendwann kommen), wenn wir essen gehen könnten, wo wir möchten, obwohl dort keine Hunde erlaubt sind (man entdeckt tolle, andere Lokale), wenn wir garantiert jede Nacht durchschlafen könnten, weil niemand ganz plötzlich und jetzt raus muss, wenn wir spontan wegfahren könnten statt genau und weit im Voraus zu planen (das bringt Ordnung ins Leben), wenn wir abends nach einem langen Tag einfach mal aufs Sofa fallen könnten, ohne nochmal eine Runde durch den Regen gehen zu müssen (das weckt die Lebensgeister), wenn wir unsere anderen Freizeitaktivitäten nicht nach Dante ausrichten müssten (Donar ist nicht immer begeistert, wenn er meine Aufmerksamkeit mit dem „kleinen Bruder“ teilen muss), etc. Aber mit all diesen Einschränkungen kann ich sehr gut leben und bin nie wirklich enttäuscht, dass etwas nicht geht, weil durch meine Tiere so viel mehr möglich ist. In all diesen Fällen verzichte ich gern.
„Nein, ich gewinne dazu“
Ich habe in meinem Leben noch keine große, einschneidende Entscheidung bereut: sei es die Wahl meines Studienortes, des Berufes generell, die Entscheidung, Theo anzusprechen, weil ich wusste, dass er etwas ganz Besonderes ist, Donar „ungetestet“ und ungeritten gekauft zu haben, oder mich eben für einen Hund und noch dazu für einen Xolo entschieden zu haben. All das würde ich jederzeit wieder genauso machen, weil ich mich sehr klar und bewusst im Voraus mit den Folgen und Auswirkungen dieser Entscheidungen beschäftigt habe und sie mit Hingabe und aus ganzem Herzen getroffen habe.

Natürlich kann ich nicht hellsehen und weiß nicht, welche Probleme oder Schwierigkeiten mir noch bevorstehen, aber gerade in Bezug auf meine Tiere war klar: wenn ich mich dafür entscheide, heißt das auch, dass ich im Krankheitsfall oder schlimmer dafür aufkommen muss. Und das ist das Schlimmste, was einem Tierhalter passieren kann, aber es gehört auch dazu und man hat sich verpflichtet für seine Tiere da zu sein. Das musste ich letztes Jahr sehr direkt und schrecklich mit Donar erleben, der ohne Notoperation beinahe an einem Darmverschluss gestorben wäre. Das und die anschließende Reha war emotional, zeitlich und finanziell eine der schlimmsten Zeiten meines Lebens, aber: wir haben es überstanden und ich bin sehr daran gereift. Und zu erleben, wie schön es ist, wenn einem Freunde und Familie den Rücken stärken, ist eine Erfahrung, die ich nicht mehr missen möchte. Ohne all die Hilfe, die wir bekommen haben, hätten wir das nicht geschafft und dafür werde ich immer dankbar sein! Dass es ihn einmal so schlimm erwischen würde hätte ich niemals gedacht, aber die Möglichkeit bestand theoretisch von Anfang an – es kann jeden jederzeit treffen! Wichtig ist es dann, für sein Tier da zu sein, denn niemand außer einem selbst ist dafür verantwortlich und kann ihm die jeweils beste Unterstützung bieten.

Und das gilt auch im Alltag. Wenn ich weiß, dass mein Hund nicht gut alleine bleiben kann und großen Stress hat, wenn ich weg bin, mache ich es nicht, sofern das irgendwie geht. Dann trainiere ich mit ihm so lange und so kleinschrittig wie er es braucht und falls es trotz allem niemals klappt – dann muss ich das akzeptieren Ich bin dafür verantwortlich, dass es ihm gut geht und das mache ich von Herzen gern, wenn ich weiß, dass ich mein Bestes gebe. Dafür muss dann eben der ein oder andere Ausflug abgesagt werden.
Das Leben ist schließlich kein Ponyhof. Oder doch? 😉

Hallo Jana, wiedermal ein wundervoller und kritischer – selbstkritischer Beitrag, danke für den Einblick. Viele Deiner Gedanken und Gefühle und auch Deine Meinung zur Verantwortung einer Hundehalterin kann ich gut nachvollziehen. Und wenn mir mein Hund, wie heute, fünf Minuten lang in die Augen schaut, einfach so, dann schmelze ich dahin und es macht mir gar nichts aus, auf das ein oder andere zu verzichten. Ich schätze, Eltern von Menschenkindern geht es ähnlich und können das nachvollziehen. Ich wusste nicht, als ich mich für einen Hund entschied, was auf mich zukommt, der Erlebnisse und Erfahrungen sind da inzwischen viele, aber ich fühle mich nicht eingeschränkt, nur weil mein Hund nicht gut alleine bleibt, das wusste ich ja schon von der Rassebeschreibung, die ich anfangs studierte. Aber ich finde immer einen Weg und mein Hund dankt es mir, denn er bleibt dann bei anderen und vermittelt mir das Gefühl, dass er weiß, dass er jetzt mal nicht dabei sein kann. Dafür nehme ich ihn überall mit hin, wo es geht und da waren schon Situationen dabei, wo andere Hunde üblicherweise nicht dabei wären 😉 Aber DIE Geschichten hebe ich für Dukiiis Blog auf. 😉
Ich freue mich schon auf Deine nächsten Beitrag. Alles Liebe, Meggy
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Hey Meggy, danke für deine Gedanken zum Thema! Jaaaa, diese innigen Blicke sind so wundervoll, davon kann ich auch gar nicht genug bekommen. ❤ Heute war meine Mama wieder ein paar Stunden bei Dante, weil wir beide arbeiten mussten, und es hat super geklappt. Während er beim ersten Mal noch eine Weile gebraucht hat, um allein mit ihr zur Ruhe zu kommen hat es dieses Mal direkt funktioniert – nochmal danke für die Zeit und Liebe an meine Mama! 😀
Auf weitere Geschichten von Dukiiis Abenteuern bin ich auch schon ganz gespannt! Es ist so toll, was man mit Hund alles erlebt.
Liebste Grüße, Jana
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