Xoloitzcuintle – weil er anders ist! Teil 3/3

Dieser Spruch steht auf meiner Kaffeetasse, die ich mir für die Arbeit gekauft habe, und ich muss jedes Mal schmunzeln, wenn ich ihn lese – er ist so wahr! 😀 Der Xolo ist wirklich „anders“ und man kann sich unmöglich vorstellen, worauf man sich einlässt, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Natürlich greifen alle Aspekte ineinander und bedingen sich gegenseitig, aber trotzdem möchte ich einmal versuchen, unsere bisherigen Erfahrungen und Erlebnisse mit Dante so umfassend, prägnant und sortiert wie möglich zu schildern. So können sie hoffentlich anderen, frisch gebackenen oder werdenden Xolo-Eltern eine Orientierung bieten und die leider nicht allzu große Menge an online verfügbaren Informationen zur Rasse sinnvoll ergänzen. Außerdem kann ich so eines Tages (wenn vielleicht einmal ein zweiter Xolo bei uns einzieht 😉 ) darauf zurückblicken und mir die wichtigsten Themen der ersten beiden Jahre mit Dante noch einmal vergegenwärtigen. Um den Rahmen nicht zu sprengen, habe ich mich dazu entschieden, diesen Artikel in drei Teilen zu veröffentlichen:

Dieser dritte Teil geht auf auffällige Charaktereigenschaften und Besonderheiten dieser Urhund-Rasse ein und fokussiert dabei insbesondere das Stresslevel sowie die Ernährung.

Kein Hund für jedermann

Wer persönlich einen (nackten) Xolo kennt oder sogar mit einem zusammenlebt, wird mir vermutlich darin zustimmen, dass sein markantestes Merkmal nicht die nackte Haut, sondern der Charakter ist. Eigentlich sind sie auch gar keine Hunde, sondern irgendetwas zwischen Alien, Katze, Kind und Singvogel. 😉 Sie haben einen ganz besonderen Charme, der jeden um den Finger wickelt, der sich auf diese liebenswerten Kreaturen einlassen kann. So gut wie jeder, der Dante kennenlernt (auch die Katzenfans, die nicht so viel mit Hunden anfangen können), schließt ihn ins Herz, aber oft muss zuerst eine Barriere, diese „komische Nacktheit“, überwunden werden. Wer nur das Äußere sieht, ist blind für alles andere und ich kenne Leute, die nach fast zwei Jahren leider immer noch nur „den Nackthund“ sehen und sich nicht auf Dantes Wesen einlassen können.

Begleithund

Die Erklärung für einen Großteil seines Verhaltens liegt in der eigentümlichen Kombination aus den Aufgaben eines Begleit- UND Wachhundes, die der Xolo erfüllt. Ein Begleithund möchte immer bei seinen Menschen sein: Man kann ihn gut mitnehmen, sei es eine Konferenz, die Arbeit, das Restaurant, Besuch bei Freunden oder im Urlaub – wenn es „darauf ankommt“, kann man sich immer auf ihn verlassen.

Er braucht und schenkt Nähe und das Alleinebleiben, bzw. generell die räumliche Trennung von seinen Menschen, gefällt ihm gar nicht. Körperkontakt ist ihm ein großes Bedürfnis und dass er nicht gerade das Format eines Schoßhundes hat, ist dem 25kg-Tier auch egal. 😉 Wie bereits beschrieben, schläft Dante mit bei uns im Bett und darf auch auf dem Sofa liegen. Er versucht trotzdem nicht, die Weltherrschaft an sich zu reißen, sondern ist entspannt und glücklich, weil er dadurch eines seiner größten Bedürfnisse – die Nähe zu uns – stillen darf. Auch draußen weicht er uns kaum von der Seite und hat sogar als erwachsener Hund einen recht ausgeprägten Folgetrieb. Kein Hund ist gern allein und alle orientieren sich mehr oder weniger an ihren Menschen, aber man sollte wirklich nicht unterschätzen, wie stark dieses Verhalten beim Xoloitzcuintle ausgeprägt ist.

Wachhund

Der Xolo ist allerdings nicht nur ein Begleit-, sondern auch ein Wachhund, womit die meisten Menschen nicht rechnen, wenn sie nur seine verschmuste, anhängliche Seite kennen. Dante kann innerhalb kürzester Zeit zwischen diesen beiden Modi wechseln: Generell bewacht er nicht (nur) das Grundstück, sondern vor allem meinen Mann und mich, egal wo wir sind. Weil es uns jedoch ein großes Anliegen ist, dass Dante nicht den Stress empfinden muss, uns jederzeit bewachen zu müssen, haben wir dieses Verhalten von Anfang an in geregelte Bahnen gelenkt.

Er hält sich beispielsweise nicht über längere Zeit allein im Garten auf, sondern nur mit uns zusammen. Er soll auch nur melden, wenn jemand am Zaun oder Gartentor stehen bleibt, nicht wenn jemand vorbeigeht. Bei anderen Hunden kommt es sehr auf deren Ausstrahlung an. Geht der Hund einfach vorbei, bleibt auch Dante entspannt. Zeigt er Interesse am Grundstück, geht er meistens hin oder bellt, doch dank Training und Konsequenz wird er insgesamt allen „Zaungästen“ gegenüber deutlich toleranter. Wenn wir andere Menschen treffen, egal ob auf der Straße oder zuhause, nehmen wir den Erstkontakt auf. Für Dante ist es wichtig, selbst an denjenigen schnuppern zu dürfen, die uns besuchen oder ansprechen, aber das darf er erst, wenn wir es erlauben. Leute, die er sehr gut kennt, darf er allerdings auch alleine begrüßen.

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Von hier aus lässt sich das Grundstück prima bewachen

Er darf natürlich bellen, wenn ihm etwas komisch vorkommt, z. B. wenn er Geräusche von vor dem Haus (Nachbarn reden laut im Garten, der Postbote stellt ein Paket ab, es klopft, …) hört. In dem Moment, in dem wir übernehmen, soll er sich allerdings zurücknehmen. Das ist für ihn nicht ganz einfach, aber er macht definitiv Fortschritte. Wenn ihm beispielsweise irgendetwas komisch vorkommt, er bellt, ich aber weiß, dass es „falscher Alarm“ ist, gehe ich zur Haustür, schaue raus und sage „Alles gut“. Dann weiß er, dass er sich keine Sorgen machen muss und entspannt sich wieder. 🙂

Unterwegs soll er generell keine Menschen oder Hunde anbellen und bei Menschen kommt es tatsächlich äußerst selten vor. An den Hunden arbeiten wir noch, aber auch das wird immer besser. Inzwischen gibt Dante immer mehr Kontrolle ab und verlässt sich auf unser Urteil. Wenn uns jemand entgegenkommt, leinen wir ihn generell an und/oder er läuft dicht neben uns. Wenn uns draußen jemand sehr nah kommt und unverhofft und forsch anspricht, bellt Dante manchmal und zur großen Überraschung des Gegenübers. Er klingt nämlich sehr tief, abweisend und laut und nimmt seine Pflichten als Wachhund wirklich ernst. Ich würde mich einem fremden Hund, der so klingt, auch nicht nähern wollen. 😉 Und auch, wenn es den einen oder die andere erschreckt oder beleidigt, ich segne dieses Verhalten ab – weil ich weiß, dass er nur so reagiert, wenn es seiner Meinung nach einen triftigen Grund dafür gibt und ich sofort übernehme, wenn er mir etwas meldet. Wie die meisten Tiere hat er ein sehr feines Gespür für „komische“ Menschen und beunruhigendes Verhalten.

Er darf bei uns also sowohl Begleit- als auch Wachhund sein, aber gerade das Wachverhalten lenken wir bewusst in geordnete und möglichst stressfreie Bahnen. Dafür muss man allerdings selbst auch sehr wachsam sein und seinen Hund und dessen Körpersprache gut kennen, um ihm vorgreifen zu können. Das ist wichtig, damit der Hund lernt, dass er nicht immer wachsam sein muss, sondern dass seine Menschen alle relevanten Situationen klären. Im Ernstfall würde ich ihm aber definitiv erlauben, dass er einen „Angreifer“ verbellt und das würde er auch tun, wenn er dessen Absicht und meine Unsicherheit spüren würde. Und mit der Ernsthaftigkeit und der Überzeugung, die er dabei ausstrahlt, würde ihm das mit Sicherheit auch gelingen. 😉

Unselbständigkeit, Eigenständigkeit, Dickköpfigkeit, Klugheit

Was nach einem Widerspruch in sich klingt, steht bei Dante auf der Tagesordnung und diese vier Charakterzüge stehen immer in Wechselwirkung zueinander. Und gerade im Vergleich mit vielen anderen Hunden, ist es auch diese Wechselwirkung, die aus Dante einen teilweise wirklich schwierigen Hund macht. Er ist deutlich unselbständiger als die allermeisten Hunde, die ich kenne. Er braucht extrem viel Anleitung, gerade was Ruhe und Entspannung betrifft. Während ich beispielsweise hier sitze und diesen Text schreibe, ist Dante mal wieder und ohne erkennbaren Grund vom Sofa neben mir aufgestanden und planlos durchs Wohnzimmer gelaufen. Wir waren eben lange draußen, er hat gefressen und ist müde und entspannt bereits seit einer halben Stunde, doch dann steht er auf und weiß nicht richtig weiter. Für genau diese Fälle, die früher rund dreißig Mal am Tag eintraten und heute zum Glück nur noch sehr selten auftreten, haben wir das Signal „Leg dich mal hin“ etabliert. Es bedeutet: „Du verpasst jetzt nichts und kannst einfach schlafen.“ Nachdem ich ihn also eben angesprochen und genau das gesagt habe, hat er sich eine bequeme Position gesucht, hat sich hingelegt und ist binnen zwei Minuten tief eingeschlafen. Ebenso kennt er das Signal „Decke“ für alle möglichen Decken, Bettchen, umfunktionierten Jacken oder Stoffteile, die man ihm hinlegt. Auf dieses Signal hin geht er auf den ihm zugewiesenen Platz und ruht sich da aus, manchmal schläft er sogar ein. Für alle Restaurant- oder Familienbesuche, Wartezeiten, Pausen etc. ist das extrem praktisch und funktioniert super gut, es sei denn die Ablenkungen und der Stresslevel sind zu hoch. Dante käme allerdings niemals von selbst auf die Idee, sich irgendwo hinzulegen und zu entspannen. Ebenso wenig kommt er allerdings auf die Idee, im Freilauf ohne Hinweis die Wege zu verlassen, durch Löcher im Zaun zu schlüpfen oder irgendetwas anzuknabbern. Es hat Vor- und Nachteile, dass er so viel Anleitung braucht und nicht gerade kreativ ist. 😉

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Hier musste ich den größeren Dickkopf haben und warten bis Dante aufhört, meine Aufmerksamkeit einzufordern

Dante ist jedoch insofern ein sehr eigenständiger Hund, dass er exakte Vorstellungen davon hat, was ihm gefällt, was er kann, ob er Hunger hat, ob er müde ist oder ob er gerade kooperieren möchte. Ganz kurz gefasst lässt er sich zu nichts zwingen, was er nicht will – er hat einfach ein sehr deutliches Profil. Unser großes Glück ist es, dass wir ihn von Anfang an über positive Verstärkung trainiert haben, denn sonst hätte er uns wahrscheinlich ziemlich schnell an unsere Grenzen gebracht. Er ordnet sich nicht unter und er macht auch nichts, nur weil man was sagt. Das bedeutet nicht, dass er nicht hört, ganz im Gegenteil, er hört meistens wirklich hervorragend, aber wenn er etwas gerade nicht will oder kann, muss man ganz eindeutig den längeren Atem haben und ihm die Gelegenheit geben zu lernen, dass er gewisse Entscheidungen unsererseits zwar gerne in Frage stellen kann, dass wir aber trotzdem auf unseren „Vorschlägen“ bestehen. Und das kann für beide Seiten sehr frustrierend sein, aber es lohnt sich, am Ball zu bleiben, wenn man nicht völlig gegen ihn arbeiten muss. In solchen Fällen suchen wir immer nach einem Weg, der für uns alle gut begehbar ist. ❤

Ansonsten heißt es, den größeren Dickkopf haben. Und das ist nun wirklich leichter gesagt als getan, wenn es beispielsweise um das Alleinebleiben geht, oder darum, dass wir nicht noch einmal raus gehen wollen und Ruhe angesagt ist, oder dass man nicht kuscheln kann, während man gerade am Essen ist, oder dass Krallenfeilen sein muss und wenn es nur eine Pfote pro Sitzung ist. All diese „Kleinigkeiten“ können mit Dante wirklich anstrengend sein, wenn er gerade absolut nicht einsieht, warum dies und jenes jetzt eben nicht geht, oder dass manche Dinge einfach sein müssen. Interessanterweise kann man sich jedoch immer genau dann voll und ganz auf ihn verlassen, wenn es wirklich darauf ankommt: sei es die über siebenstündige Fahrt in den Urlaub, wo er Autofahren sonst schon nicht gerade entspannt meistert (in diesem Fall hat er fast durchgeschlafen) oder Dantes Besuche bei mir auf der Arbeit, wo er völlig unverhofft mit vielen Kindern in Kontakt kam, die von einem Individualabstand noch nicht viel gehört hatten. Er kennt aus unserem Alltag so gut wie gar keine Kinder und war in diesen Fällen immer der liebste, nahbarste Hund der Welt.

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Krallenfeilen wird aus Dantes Sicht überbewertet

Vor allem aber ist er ein extrem schlauer und sensibler Hund. Davon, dass Hunde in der Regel kontextbezogen lernen, merkt man bei Dante wirklich nicht viel. Wenn er etwas kann, dann immer und überall, sofern es ihm von seiner Gemütslage, dem Stresslevel, den Ablenkungen etc. her möglich ist. Wir mussten beispielsweise nicht üben, dass „Sitz“ im Wohnzimmer, im Garten und auch im freien Feld funktioniert. Sobald er das Signal verstanden hatte, funktionierte es überall. Außerdem kann Dante unheimlich gut abstrahieren: Wenn er zuhause sein Futter bekommt, ist: „Dante, hast du Hunger?“, das Signal dafür, sich in sein Bett in der Küche zu legen und zu warten, bis wir den Napf freigeben. Dieses Signal haben wir ihm nicht aktiv beigebracht, das hat er im Lauf der Zeit selbst gemacht. 🙂 Und es funktioniert sogar in fremden Umgebungen mit anderen Umständen, beispielsweise auf einem Teppich in der Küche meiner Mama. Und falls er mal keinen Hunger hat, weil er aus irgendeinem Grund noch satt ist, oder weil ihm unwohl ist, reagiert er auf die Frage, indem er sich schlafen legt, oder gar nicht erst aufsteht. Dasselbe gilt übrigens für schlechtes Wetter: auf die Frage: „Dante, wollen wir raus?“, die wir jedes Mal formulieren, bevor wir mit ihm das Haus verlassen, reagiert er bei schlechtem Wetter mit einem Blick aus dem Fenster und rollt sich wieder zum Schlafen zusammen. Es ist einfach der Wahnsinn, wie unheimlich klug dieser Hund ist, das darf man wirklich nicht unterschätzen.

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„Hast du Hunger?“ mal woanders 🙂

Hilfe stellen, wo welche nötig ist

Da Dante leider oft nicht so entspannt ist, wie ich es mir für ihn wünschen würde, helfen wir ihm nach Möglichkeit dabei, indem wir gewisse Dinge angenehmer für ihn gestalten. Für mich hat das überhaupt nichts damit zu tun, ihn zu verwöhnen oder zu verweichlichen, sondern es geht lediglich darum, eine Brücke zu schlagen zwischen dem, was er leisten soll, und dem, was er leisten kann. Beispielsweise ist es meiner Meinung nach nicht schwer sich vorzustellen, dass ein nackter Hund wahrscheinlich nicht gerne (wenn überhaupt) auf einem rauen, kühlen Steinboden liegen kann und möchte. Wenn ich also möchte, dass er auf der Terrasse entspannen kann, lege ich ihm ein Bettchen hin und nehme es auch mit auf die andere Hausseite, wenn ich später am Tag dort sitzen möchte – ich weiß ja, dass mein Hund gerne in meiner Nähe ist.

Wenn ich merke, dass er im Haus nicht zur Ruhe kommt, weil er ständig aus dem Fenster schaut, schließe ich die Jalousien, wenn er es mit dieser großen Ablenkung nicht schafft, entspannt auf seinem Platz liegen zu bleiben. Wenn er immer wieder aufsteht und Hummeln im Hintern hat, ist das natürlich nervig für mich – für ihn aber auch, denn er würde definitiv liegenbleiben, wenn es ihm möglich wäre. Da ich ihn kenne und weiß, dass er über Kontaktliegen entspannen kann, unterbreche ich eben meine Arbeit und setze mich eine Viertelstunde zu ihm aufs Sofa, um ihm Starthilfe zu geben. An manchen Tagen hilft es ihm allerdings besser, wenn ich ihn an seinem Platz auf dem Sofa anleine, um ihm zu signalisieren: Es passiert nichts Spannendes und deine einzige Aufgabe ist es gerade zu schlafen. 😉 Wenn er dann entspannt schläft, leine ich ihn einfach wieder ab.

All diese Maßnahmen ergreife ich wie gesagt nicht, um meinen armen kleinen Schoßhund in Watte zu packen, sondern um ihm dabei zu helfen, das zu tun, was ich von ihm möchte und was gut für ihn ist. Leider stößt diese Art Verständnis und Entgegenkommen für meinen Hund oft auf Unverständnis oder wird belächelt. Aber darauf gebe ich nichts, denn ich sehe ja, dass es Dante hilft und nur darauf kommt es an.

Erregungslevel, Stressanfälligkeit und Impulskontrolle

Wie aus dem Text bis zu dieser Stelle vermutlich hervorgegangen ist (und auch aus den meisten meiner anderen Beiträge 😉 ) ist Dante ein eher stressanfälliger und unruhiger Hund. Allerdings kann ich nicht oft genug betonen, dass es mit zunehmendem Alter wesentlich besser wird! Er ist auch überhaupt kein aktiver oder energiegeladener Hund, der pausenlos rennen und spielen will – ganz im Gegenteil. Inzwischen verschläft er tatsächlich den Großteil des Tages und ist auch sonst eher langsam unterwegs, aber es fällt ihm einfach noch immer schwer, äußere Reize auszublenden und ohne Hilfe zu entspannen. Aber an manchen Tagen ist auch das kein Problem und wir wundern uns, woher der Hund plötzlich so viel Gelassenheit hat.

Ein anderer Aspekt des Alltags, der mit Stressanfälligkeit und Training einhergeht, ist die Impulskontrolle in sämtlichen Lebenslagen. Dazu gehört nicht nur das selbstverständliche Warten vor dem Futternapf, sondern auch die Gelassenheit und Abrufbarkeit bei Hundebegegnungen, bei Rehen oder Hasen, denen wir mehrmals pro Woche begegnen und auch die Ressourcenverteidigung, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Um in all diesen Situationen nach den Wünschen und Vorstellungen des Menschen handeln zu können, muss ein Hund gelernt haben, seine Impulse zu kontrollieren. Da Dante sich sehr stark an uns orientiert und von Anfang an ständig und immer „fragt“, ob er etwas darf, kann ich stolz behaupten, dass seine Impulskontrolle wirklich super ist. 😀 Inzwischen kann vor seiner Nase ein Reh aus dem Gebüsch springen und außer stärkerer Körperspannung und allerhöchstens einem Hüpfer in dieselbe Richtung passiert bei Dante in der Regel nichts mehr. Er nimmt auch nichts vom Boden auf, was wir nicht ausdrücklich freigeben, nicht einmal Leckerlis oder Kauartikel, die unterwegs „versehentlich“ vor seiner Nase landen. Die einzigen Impulse, die noch etwas Arbeit brauchen, sind die bei Hundebegegnungen (aber auch die laufen inzwischen zu 95% entspannt ab) und die, wenn Dante etwas in der Nase hat.

Nasentrieb

Sein Nasentrieb ist sehr ausgeprägt und schier unermüdlich. Den Großteil eines Spaziergangs verbringt Dante normalerweise schnüffelnd und wenn wir nichts anderes sagen darf er das auch. Er hat, wie oben bereits beschrieben, keinen Jagdtrieb und nimmt wenn überhaupt die Fährten anderer Hunde oder Hündinnen auf. Gerade an den Markierungen läufiger Hündinnen schnüffelt er sich jedoch regelrecht fest, leckt daran,ist nicht mehr ansprechbar, fängt sofort stark an zu speicheln und hat nichts anderes mehr im Kopf. Wenn wir also merken, dass er gerade an so einer Stelle ist, unterbrechen wir das umgehend, leinen ihn an an und geben das Signal „Schluss“. Das bedeutet, dass er an sehr kurzer Leine laufen muss, bis er sich wieder im Griff hat, und dass er bis dahin keine weiteren Reize aufnehmen darf. Ansonsten darf er wie gesagt meistens schnüffeln wo, wann und so lange er möchte, denn es lastet ihn ruhig und mental sehr gut aus, es ist eine große Belohnung und ein Bedürfnis für ihn. Wir setzen das „“Frei-schnüffeln-dürfen“ tatsächlich gezielt als Belohnung für erwünschtes Verhalten ein und bieten selbst, z. B. durch den Leckerlibaum oder durch ein Schnüffelmemory, immer wieder Anreize zur Nasenarbeit. Einen Beitrag zu diesen und anderen Lieblingsbeschäftigungen habe ich unter „Mögen die Spiele beginnen!“ verfasst.

Rund ums Futter

Wer hier fleißig mitliest, weiß wahrscheinlich, dass wir Dante BARFen und dass es uns damit insgesamt sehr gut geht. Außerdem trainieren wir hauptsächlich nach dem Prinzip der positiven Verstärkung, weshalb auch Leckerli eine große Rolle in unserem Alltag einnehmen. Da Dante ein extrem schwerfuttriger Hund ist, der nur mit Mühe und einer ganzen Menge Futter überhaupt zunimmt, ziehen wir die Leckerli entgegen gängiger Empfehlungen auch nicht von den Hauptmahlzeiten ab. Dante bekommt meistens klein geschnittene, getrocknete Fleischstreifen, halbfeuchte, weiche Leckerli ohne Getreide oder Hefen und ab und zu eine Hundewurst oder Leberwurst für Hunde, bzw. Lachs aus der Futtertube. Deutlich seltener bekommt er körnigen Frischkäse, Joghurt angebratenes Fleisch in kleinen Stücken aus seinen Hauptmahlzeiten. Dazu kommen mehrmals in der Woche Kauartikel für Hunde wie z. B. getrocknete Rinderohren, Pansen, getrocknete Fischhaut, etc.

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Abwechslung muss sein!

Eine große Vielfalt an Nahrungsmitteln für Dante ist uns wichtig, damit es nicht langweilig wird und er das Futter tatsächlich auch als Belohnung empfindet. Er ist nämlich durch Spielzeug überhaupt nicht zu belohnen und frisst auch längst nicht alles, was man ihm vorsetzt. 😉 Kauartikel oder Leckerli, die zu hart und trocken sind, lehnt er grundsätzlich ab, Futter, das er noch nicht kennt wird genaustens inspiziert  bevor er es (wenn überhaupt) frisst. Das er sehr wählerisch bei der Nahrungsaufnahme ist hat durchaus Vorteile, denn das bedeutet auch, dass er in der Regel nichts vom Wegrand oder von Fremden annimmt. Es heißt aber auch, dass man sehr gut aufpassen muss, dass man seine Mäkeligkeit nicht fördert, indem man ihm etwas „Besseres“ gibt als das, was er gerade abgelehnt hat. Und man muss wissen, was gerade „in“ ist bei ihm und welche Leistung ihm welches Leckerli wert ist. Für Viele klingt das wahrscheinlich absurd, aber es gibt unter den Leckerli eine klare Hierarchie! 😀 Für uns ist das allerdings völlig in Ordnung und auch normal, wenn man nach den Prinzipien der positiven Verstärkung trainiert: Der Hund entscheidet, was er wann als Belohnung empfindet, denn nur dann lohnt es sich für ihn, ein bestimmtes Verhalten auszuführen oder zu unterlassen.

Fazit

Ich hoffe sehr, dass es mir in diesem dreiteiligen Artikel gelungen ist, einen möglichst umfassenden Blick auf unser Leben mit Dante zu werfen. Er ist ein ganz normaler Hund. Er ist ein Xolo und damit sehr speziell. Er ist hochsensibel und damit für einen Xolo sehr speziell. Es ist nicht immer einfach abzugrenzen, was „typisch Hund“, „typisch Xolo“ oder „typisch Sensibelchen“ ist, aber ich denke, dass dieser Artikel für alle drei Fälle eine Orientierung bieten kann. Und ich bin mir sicher, dass Einige ihren Hund, bzw. ihre Hunde in der ein oder anderen Hinsicht wiedererkennen. Vor allem aber freue ich mich, wenn ich Menschen, die sich mit dem Thema Xoloitzcuintle beschäftigen, weil sie selbst einen haben oder haben möchten, einen hoffentlich möglichst umfassenden Einblick in das Leben mit Dante, unserem Xoloitzcuintle, geben konnte. ❤

Zum Weiterlesen

  • Im ersten Teil geht es um allgemein wichtige Informationen zum Leben mit Hund und um Aspekte des Trainings und Zusammenlebens, die in unserem Leben mit Dante eine große Rolle spielen.
  • Der zweite Teil umfasst alle Themen, die insbesondere für einen Xolo-Halter relevant sind und die das Training dieser Hunde enorm beeinflussen.
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3 Antworten auf „Xoloitzcuintle – weil er anders ist! Teil 3/3

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  1. Hallo Jana,
    wiedermal HOCHACHTUNG, Du hast das alles sehr liebe- und respektvoll beschrieben, ich will gar nicht alles kommentieren, denn das meiste kann ich ohnehin bestätigen.
    Duke ist jetzt 5 Jahre alt und kastriert. Seither muss ich die Leckerchen abziehen, denn er hat gut zugenommen. Die Kastration macht ihm das Leben etwas leichter, seither lässt er sich auch besser in die Entspannung bringen, aber ich denke, es liegt vor allem an der zunehmenden Reife, alles wird besser! Klar, ich habe auch das ein oder andere geändert oder verstärkt, aber insgesamt ist er ein geschätzter und beliebter Hund und die plötzlichen Ausbrüche höchster Reakitvität werden weniger. Heute Morgen hat er nicht mal seinen Platz verlassen, als es klingelte (sonst Berserker!!!), ein kurzes leises Wuff, Kopf in Obachtstellung, mehr nicht. Ich sagte dann, als ich den Türöffner betätigt hatte, zu ihm es ist die Postbotin und er meinte nur: „Na und? Die kommt ja nicht zu uns hoch.“
    Also fiel der Kopf zurück auf seinen Korbrand. Das war’s, ich kam mir sehr komisch vor, fast fehlte mir was, dann habe ich ihn wie wild gelobt. Ach unsere Hunde sind klasse.
    Wir freuen uns jetzt schon, Euch bald wieder zu sehen. Die Testfahrt nach München war auch perfekt, inkl. einer Zecke, die versuchte hatte, anzudocken, saß sie doch unterhalb des Geschirrs. Ich schätze, sie hat einen Tag und eine Nacht verzweifelt versucht, durch die Haut zu kommen 😉 Ziemlich erfolglos, denn sie ging super leicht ab. Und Duke blieb bei allem ruhig, das wäre vor einem Jahr noch nicht so gewesen.
    Ach ja, und NEIN, mein Hund ist hier nicht der Chef, genau wie ihr, versuche ich die Gegebenheiten anzunehmen und den Hund auf eine für uns alle angenehme Art anzupassen. Denn entgegen sicherlich gut gemeinter Ratschläge, mein Hund legt sich auch nicht einfach irgendwo hin, nur weil ich es befehle und erwarte, auch nicht wenn ich ihn ignoriere. Liegt da eine Unterlage, ist das Thema sofort gegessen.
    Mittlerweile erlange ich auch das Selbstbewusstsein zu sagen, das ich meinen Hund lesen kann und es mir damit auch leichter mache, entsprechend zu agieren. Z.B. habe ich gemerkt, dass mein Hund einen Grund hat, wenn er sich ums Verrecken nicht setzen oder hinlegen will, egal wo. Ja, denn wenn ich ihn dann frage, ja, ihn frage, z.B. Durst?, Pisi? AA?, dann zeigt er mir auch den Grund, wir lösen es und anschließend legt oder setzt er sich ohne erneute Aufforderung da hin, wo ich es zuvor wollte.
    Unsere Hunde sind sehr kommunikativ und reagieren auf Gedanken und Sprache extrem sensitiv und sensibel.
    Also bis bald und danke für Deine sehr gute Serie, die ich auch gleich weiterleite an Interessierte.
    Meggy und Dukiii schickt auch schöne Grüße in die Runde ❤ xxxxx

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    1. Liebe Meggy,

      du sprichst mir wieder mal absolut aus der Seele, diese Hunde verstehen ALLES und haben IMMER ihre Gründe! Ich denke auch, dass es absolut wichtig ist, seinen Hund lesen und verstehen zu können und finde es deshalb klasse, dass Duke das in seinem „Plädoyer an die Menschlichkeit“ auch zur Sprache gebracht hat. Wenn man (den Hund) fragt, bekommt man auch Antwort, so einfach ist das. 😉
      Dass Dukiii nur leise gewufft hat als es bei euch geklingelt hat, finde ich klasse, denn bei Dante wird auch jedes Mal der Berserkermodus aktiviert, aber das ist inzwischen ok für mich, weil er sich super schnell wieder beruhigt. Dass die Postbotin nicht zu euch hoch kommt und dass das Duke beruhigt, kann ich mir absolut vorstellen. Dante hat in letzter Zeit häufig Jugendliche an unserem Gartenzaun heftig angebellt und neulich auch eine Joggerin, die außerdem noch ziemlich weit weg war… Wir haben lange überlegt, was gerade diese Personen an sich hatten, dass sie so dolle Schimpfe von ihm verdient hätten und inzwischen sind wir uns sicher: sie haben ihn nicht bemerkt, also nicht „angemessen“ auf ihn reagiert! Alle hatten Kopfhörer auf und haben teilweise aufs Handy geschaut, haben also die erste Warnstufe, Dantes bloße Anwesenheit, ignoriert. Eine sehr interessante Erkenntnis auf jeden Fall und auch in diesem Fall war der Hund nicht „ungezogen“, sondern hatte definitiv seine Gründe!

      Ganz liebe Grüße von uns und Dante an Dukiii und dich! ❤️

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