Xoloitzcuintle – weil er anders ist! Teil 1/3

Dieser Spruch steht auf meiner Kaffeetasse, die ich mir für die Arbeit gekauft habe, und ich muss jedes Mal schmunzeln, wenn ich ihn lese – er ist so wahr! 😀 Der Xolo ist wirklich „anders“ und man kann sich unmöglich vorstellen, worauf man sich einlässt, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Natürlich greifen alle Aspekte ineinander und bedingen sich gegenseitig, aber trotzdem möchte ich einmal versuchen, unsere bisherigen Erfahrungen und Erlebnisse mit Dante so umfassend, prägnant und sortiert wie möglich zu schildern. So können sie hoffentlich anderen, frisch gebackenen oder werdenden Xolo-Eltern eine Orientierung bieten und die leider nicht allzu große Menge an online verfügbaren Informationen zur Rasse sinnvoll ergänzen. Außerdem kann ich so eines Tages (wenn vielleicht einmal ein zweiter Xolo bei uns einzieht 😉 ) darauf zurückblicken und mir die wichtigsten Themen der ersten beiden Jahre mit Dante noch einmal vergegenwärtigen. Um den Rahmen nicht zu sprengen, habe ich mich dazu entschieden, diesen Artikel in drei Teilen zu veröffentlichen:

In diesem ersten Teil geht es um allgemein wichtige Informationen zum Leben mit Hund und um Aspekte des Trainings und Zusammenlebens, die in unserem Leben mit Dante eine große Rolle spielen.

Gut zu wissen… So viel informieren wie möglich!

Unabhängig von der Rasse, dem Charakter, Geschlecht oder Alter des Hundes sollte jeder Hundehalter meiner Meinung nach stets darum bemüht sein, sich unermüdlich weiterzubilden. Man kann nicht harmonisch und glücklich mit einem anderen Lebewesen zusammenleben, wenn man es nicht kennt und versteht und man kann es erst recht nicht fair behandeln. Das gesamte Themengebiet „Hund“ ist so komplex, dass man lebenslang dazulernen kann und sollte, wenn man seinem Tier gerecht werden möchte. Auf zwei Themen, die ich besonders wichtig und hilfreich finde, möchte ich kurz gesondert eingehen:

Konsequenz, Routine und klare Regeln

Dass Konsequenz eine elementare Rolle in der (Hunde-)Erziehung spielt ist kein Geheimnis, aber man sollte sich klarmachen, was das wirklich bedeutet: Wenn man möchte, dass der Hund nicht durch die Tür rennt sobald man sie öffnet, muss man IMMER darauf achten, dass er dazu erst gar keine Gelegenheit bekommt und es nicht doch mal okay ist, wenn er sich gerade so schön freut, weil draußen schon der Hundekumpel wartet.

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Dank Routine kann Dante endlich entspannt alleine zuhause bleiben

Wenn der Hund auf dem Sofa schlafen darf sollte er das IMMER dürfen, auch wenn eines Tages vielleicht ein neuer Partner ins Leben tritt, dem das nicht so gut passt. Gerade Xolos sind sehr dickköpfig und verstehen sich ausgezeichnet darauf, die Regeln immer wieder zu hinterfragen und auszureizen – aber sie sind sehr dankbar dafür, wenn sie wissen woran sie sind und spüren, dass sie sich auf ihren Menschen verlassen können! Auch ein geregelter Tagesablauf hilft enorm, weil der Hund einfach weiß was ihn erwartet und wie er damit umgehen kann. Auch unser größtes Problem, das Alleinebleiben, haben wir dank einer verlässlichen Alltagsroutine in den Griff bekommen.

Entwicklung, Hormone und Pubertät

Insbesondere die ersten beiden Lebensjahre sind geprägt von hormonellen, körperlichen und geistigen Entwicklungen, die das Training und Zusammenleben mit dem Hund maßgeblich beeinflussen. Welpen haben beispielsweise einen natürlichen Folgetrieb, der das Training von Rückorientierung und Rückruf sehr erleichtert. Und in der Pubertät haben Hunde nicht nur große körperliche „Baustellen“, sondern auch im Gehirn ist bereits Gelerntes plötzlich „falsch verkabelt“ oder nicht mehr abrufbar – aber keine Sorge, das geht vorbei! 😀

Dantes Pubertät haben wir vor allem schubweise erlebt. Es gab Phasen (Tage, Wochen), die wirklich herausfordernd waren und ebenso gab es Phasen, in denen wir enorme Fortschritte gemacht haben und in denen sich Gelerntes festigen konnte. Die beste Strategie in den schwierigen Phasen ist es meiner Meinung nach, das Training zu verschieben. Es gab beispielsweise zwei längere Phasen, in denen Dante im Freilauf von allem abgelenkt war und überhaupt nicht ansprechbar war. Der Rückruf war nicht möglich und die Hormone haben verrückt gespielt. In diesen Zeiten haben wir einfach die Schleppleine verwendet und ihn draußen weder gerufen noch sonst irgendetwas abgefragt, weil es nicht funktioniert hätte und unser bisheriges Training nur kaputtgemacht hätte. An der Schleppleine haben wir ja gemerkt wann es wieder ging und irgendwann konnten wir einfach da anknüpfen wo wir aufgehört hatten.

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Im Mai 2018 gab es eine längere Schleppleinen-Phase

Während der Entwicklung gibt es außerdem so genannte Fremdelphasen oder „Spooky Periods“, die erklären, warum ein Hund sich in bestimmten Phasen so verhält wie er es nun mal tut. Die Hundetrainerin Sarah Both beschreibt in diesem Artikel sehr gut, was es damit auf sich hat. Wenn man weiß, dass der Hund gerade eine solche Fremdelphase durchlebt, kann man ihn einfach wesentlich besser verstehen.

Besser verstehen kann man seinen Hund auch, wenn man sich bewusst macht, dass im Frühling die Anzahl und Intensität der (Geruchs-)Eindrücke, die auf den Hund wirken, nahezu explosiv in die Höhe schießen. Dann muss man sich auch nicht mehr wundern, warum er sich plötzlich bei der sonst so gut funktionierenden Nasenarbeit ablenken lässt, vielleicht mehr markiert und auch den ein oder anderen Schub von Liebeskummer durchleidet, weil im Frühjahr oft besonders viele Hündinnen läufig werden.

Sinnvolles Training und geeignete Beschäftigung

Nicht jeder Hund ist für jede Sportart oder jedes „Hobby“ gleich gut geeignet und hat ein paar größere oder kleinere Baustellen, an denen man ein Hundeleben lang feilen muss. Andere Dinge sind wieder ganz einfach und müssen so gut wie gar nicht trainiert werden. Dante war beispielsweise extrem schnell stubenrein, weil wir von Anfang an richtiges Management betrieben haben und es in seiner ersten Woche bei uns glücklicherweise fast dauerhaft geregnet hat – Dante hasst das Gefühl von Regen auf seiner Haut bis heute und hält lieber stundenlang ein als auch nur eine Minute lang raus zu müssen. 😉 Er bettelt nicht am Tisch und man kann ihn super mit ins Restaurant nehmen. Seine Rückorientierung ist klasse, er hat keinen Jagdtrieb und interessiert sich Null für Fahrradfahrer, Jogger, etc. Aber natürlich hat auch er seine Baustellen…

Alleinebleiben

Da ich unserer größten Baustelle, dem Alleinebleiben, bereits einen eigenen Beitrag gewidmet habe, möchte ich an dieser Stelle nicht mehr ins Detail gehen. Doch ich kann nicht oft genug betonen, dass es den Xolos ungeheuer schwer fällt und dass es sehr viele Exemplare gibt, die gar nicht oder nur schlecht alleinebleiben können. Wenn man also einen Xolo hat, für den das kein Problem darstellt, kann man sich sehr, sehr glücklich schätzen! 😉

Dante bleibt inzwischen (im Alter von fast 2 Jahren) bis zu drei Stunden entspannt alleine, allerdings müssen dafür absolut alle Bedingungen passen. Es klappt nur früh morgens nach dem Spazierengehen und Füttern, nur wenn alles so ist wie immer und wenn währenddessen keine Postboten oder andere „Störenfriede“ kommen. Auf lange Sicht möchten wir die Zeit noch ein wenig ausdehnen und auch trainieren, dass es zu anderen Tageszeiten klappt. Könnte ich die Zeit zurückspulen, würde ich definitiv von Anfang an intensiver trainieren, einen festen Tagesablauf ermöglichen, früher ein Entspannungssignal konditionieren und mich durch den wuseligen Welpen nicht so schnell aus der Ruhe bringen lassen.

Autofahren

Auch das Autofahren ist ein Thema, mit dem wir schon einige Hochs und Tiefs erlebt haben und zu dem es bereits einen Beitrag gibt. Da uns Dantes Sozialisierung im Welpenalter sehr wichtig war, sind wir von Anfang an viel mit ihm unterwegs gewesen und haben ihm die Welt gezeigt. Das würde ich definitiv wieder genauso machen und bereue nichts davon! Leider hat er aber auch von Anfang an Probleme mit dem Autofahren gehabt und hat bis zu einem Alter von etwa sieben Monaten immer wieder im Auto gebrochen und speichelt bis heute teilweise heftig. Es fällt ihm enorm schwer, entspannt liegen zu bleiben – was er bei uns jedoch muss, weil ihm fast umgehend schlecht wird, wenn er aus dem Fenster gucken darf – und es gab Phasen, da hat er ein regelrechtes Konzert veranstaltet. Es war wirklich anstrengend und nervenaufreibend und teilweise hat nur eine laute und böse verbale Ermahnung geholfen, um ihn aus seinem Irrsinn herauszuholen.

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Mama freut sich, wenn der Kleine im Auto entspannt

Ich habe mich lange gefragt, was denn eigentlich sein Problem mit dem Autofahren ist, weil er damit nie etwas Schlimmes assoziieren musste und immer freudig zum Auto läuft und hineinspringt. Wir haben es mit einem speziellen Rücksitz für Hunde versucht, mit dem Kofferraum, mit Futterlob, mit Entspannungstraining und mit schroffer Zurechtweisung. Nichts hat wirklich geholfen. Inzwischen bin ich mir jedoch recht sicher, worin das Problem liegt: in seiner Erwartungshaltung. Dass Hunde sehr feine Antennen für Stimmungen und Gemütslagen haben ist bekannt, aber ich habe ehrlich gesagt unterschätzt wie fein diese sind. Immer wenn wir Auto fahren (im Alltag nur Kurzstrecken), ist er extrem aufgeregt und kann sich kaum zusammenreißen, aber wenn doch mal eine längere Fahrt zur Oma (etwa drei Stunden) oder vor kurzem in die Schweiz (sieben Stunden) ansteht, spürt er das genau und kann wunderbar schlafen. Je gerader und schneller die Strecke, desto besser. 😉 Die Zeit spielt uns dabei aber definitiv in die Karten und es wird immer einfacher. Wahrscheinlich ist Dante auch nicht der Einzige, der an seinem Nervenkostüm arbeiten muss… Wäre er nochmal ein Welpe, würde ich das Autofahren auf jeden Fall auch gesondert trainieren ohne dass am Ende der Fahrt jedes Mal ein spannendes Ziel auf ihn wartet.

Rückorientierung und Freilauf

Diese beiden Themen, die vielen Hundehaltern graue Haare wachsen lassen, sind im Umgang mit Dante glücklicherweise weitestgehend unproblematisch. Ohne zu übertreiben kann ich sagen, dass seine Rückorientierung wirklich klasse ist und dass sie unser Zusammenleben enorm erleichtert. Wir haben Dante von Anfang an so viel wie möglich frei laufen lassen und jede noch so kleine Orientierung in unsere Richtung stark belohnt: ein kurzer Blick über die Schulter, Ohren in unsere Richtung drehen, Stehenbleiben und Warten, freiwilliges Laufen in unserer Nähe, etc. Und wir haben ihn NIE bestraft, wenn er doch mal nicht gehört hat und andere Reize stärker waren. In dem Fall wird er wortlos angeleint und es geht weiter. Er kann fast immer und überall frei laufen (innerorts natürlich nicht) und bleibt alle paar Meter freiwillig stehen, schaut in unsere Richtung, wartet auf das „Okay“ zum Weiterlaufen oder andere Signale, entfernt sich nie weit und verlässt in der Regel auch nicht die Wege.

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Rückorientierung ist wichtig und lohnt sich

Natürlich gibt es – wie oben beschrieben – Ausnahmen von der Regel, in denen es ihm aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich ist, sich so zu verhalten. Dann ist das auch okay und er bleibt eben an der Leine. Auch sonst nehmen wir ihn zwischendurch immer wieder an die Leine, damit er sich neu sortieren und sein Erregungslevel herunterfahren kann, bevor er immer mehr neue Reize aufnimmt. Er verbindet mit der Leine nur Gutes und stört sich auch nicht daran, wenn sie mal dranbleiben muss. Dass er inzwischen verstanden hat, dass seine Rückorientierung die Bedingung für den Freilauf ist, hilft ihm wesentlich dabei, sich zu konzentrieren, sodass wir ihm diesen auch gewähren können  und er ein Maximum an Freiheit genießen darf.

Nasenarbeit

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Dante plündert einen Leckerli-Baum

Eine Beschäftigung, die Dante total liegt und die ihm eine Menge Spaß macht, ist die Nasenarbeit. Er liebt es Dinge zu suchen und Fährten nachzugehen, also „Hundezeitung“ zu lesen. Wir erlauben ihm das auch meistens, es sei denn wir sind an kurzer Leine unterwegs oder er hat den Geruch einer läufigen Hündin in der Nase. Eine tolle Möglichkeit zur Auslastung ist beispielsweise der Leckerli-Baum, bei dem ein Baum auf unterschiedlichen Höhen mit vielen Leckerlis gespickt wird. Außerdem spielen wir gerne Schnüffel-Memory mit ihm. Dabei darf er ein kleines Säckchen mit einem Duftstoff, z.B. einer Zimtstange, suchen, anzeigen und bekommt dann bei uns eine Belohnung dafür. Die Arbeit mit einem Dummy ist für ihn leider völlig ungeeignet, weil er nichts tragen möchte und kann. Er kann zwar Dinge ins Maul nehmen, aufgrund der genetisch bedingt fehlenden Reiß- und vorderen Backenzähne kann er jedoch nichts länger festhalten. Auch das Spiel mit Bällchen und Stöckchen interessiert Dante überhaupt nicht und sowohl Obedience als auch Trick-Dogging wären Hundesportarten, die für Dante nur schlecht geeignet sind. Er kann zwar Elemente aus beidem, aber eben nicht „auf Knopfdruck“, dafür ist er viel zu eigensinnig.

Agility und Laufen am Pferd

Seit Dante ein dreiviertel Jahr alt ist, macht mein Mann etwa einmal die Woche Agility mit ihm. Wir sind über eine meiner Kolleginnen auf die Idee gekommen und es ist absolut Dantes Ding. Er muss und soll dort keine Leistungen erbringen und wir möchten ihn auch nicht auf Turnieren anmelden, aber es ist eine tolle Beschäftigung für Hunde, die so gerne rennen, springen und klettern wie er und stärkt die Bindung zwischen Hund und Halter sehr. Er muss dafür wirklich seinen Kopf anstrengen und hat eine Menge Spaß, allerdings gibt es auch Tage, an denen ihm der Sinn nicht danach steht. Dann ist er unkonzentriert und macht nicht mit, egal wie toll die Belohnung ist. Dante ist eben kein Arbeitshund und vollkommen unbestechlich, aber das ist in Ordnung. Dann muss er auch nicht ran und kann sich beim nächsten Mal in der Regel wieder gut darauf einlassen.

Weil Agility mir persönlich zu schnell ist, nehme ich Dante bei Gelegenheit mit in den Stall und arbeite daran, dass er eines Tages hoffentlich frei am Pferd mitlaufen und mit mir und Donar ins Gelände gehen kann. Wie gesagt ist der Freilauf mit ihm in aller Regel unproblematisch, aber ich muss trotzdem sehr wachsam sein und ihn bei Sichtung anderer Hunde anleinen. Ich merke, dass er diesbezüglich schon deutlich ruhiger geworden ist, aber noch ist es mir zu riskant, ihn vom Pferd aus ohne Leine mitzunehmen, weil ich so nicht schnell genug agieren kann. Deshalb gehe ich zur Übung zusammen mit Dante und Donar spazieren oder nehme ihm für kleine Runden auch mal an der Leine mit. Generell habe ich ihn im Stall allerdings nicht so gerne dabei, weil ich in dieser Zeit Donar meine volle Aufmerksamkeit schenken möchte, da ich ihn nicht 24, sondern nur zwei Stunden täglich sehe.

Zum Weiterlesen

  • Der zweite Teil umfasst alle Themen, die insbesondere für einen Xolo-Halter relevant sind und die das Training dieser Hunde enorm beeinflussen.
  • Der dritte Teil geht auf auffällige Charaktereigenschaften und Besonderheiten dieser Urhund-Rasse ein und fokussiert dabei insbesondere das Stresslevel sowie die Ernährung – erscheint bald!

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