Heute möchte ich euch einmal von Dantes wundervollem Dickkopf erzählen. 🙂 Der ist nämlich gewaltig, sogar noch größer als der seines Pferde-Bruders Donar. Und Donar sagt auch schon ziemlich deutlich, was er möchte und was nicht.
Wenn ich zu ihm gehe, plane ich inzwischen nicht mehr, was ich mit ihm machen möchte. Je nach seiner und meiner Tagesform entscheide ich spontan und mache manchmal eben auch „nichts“, wenn ich das Gefühl habe, einem von uns ist nicht danach. Dann putze ich ihn eben nur oder gehe spazieren oder lasse ihn in seltenen Fällen auch mal ganz auf der Weide. Seitdem ich das so mache ist unser Miteinander qualitativ deutlich hochwertiger und deutlich schöner für uns beide geworden. Er bringt seine eigenen Ideen ein, zeigt mir was er kann und möchte und auch, wenn ihm etwas nicht passt. Er lässt sich aber von mir auch gerne erklären und zeigen, was ich von ihm möchte, weil ich ihn zu nichts zwinge, wenn er nicht kann oder will. In den allermeisten Fällen ist das einfach nur großartig, weil es eine sehr feine und deutliche Kommunikation ermöglicht und ich mir absolut sicher sein kann, dass meine beiden Tiere das, was sie tun, freiwillig machen. Es stellt mich aber auch immer wieder vor neue Herausforderungen, die jedoch immer dazu führen, dass unsere Beziehung feiner und besser wird – wenn man richtig mit so einem starken, sensiblen Wesen umgeht.

Mit Dante gehen wir genauso um, allerdings gibt es da einen kleinen, aber signifikanten Unterschied: wir wohnen zusammen und manchmal MUSS er eben doch mal was machen oder unterlassen, auch wenn ihm das nicht passt. Und dann kommt sein wundervoller Dickkopf zum Vorschein, denn zwingen würde ich ihn niemals und er würde das auch nicht mitmachen. Also muss man ihn entweder davon überzeugen, dass etwas eine gute Idee ist und dass sie auch glatt von ihm stammen könnte oder man muss beharrlicher sein ohne zu dominieren oder unfair zu werden. 😉
In der Rassebeschreibung der Xolos habe ich einen Satz gelesen, den ich erst nach und nach begreife: „Ein Xolo unterwirft sich NIE.“ Als ich das zum ersten Mal las, dachte ich: „Super, ich möchte einen charakterstarken Hund, der sich nicht unterbuttern lässt und dominieren will ich ihn sowieso nicht.“ Dass sowohl Dante als auch Donar extrem klar kommunizieren und auch frei heraus ihr NEIN äußern, weil sie wissen, dass es Beachtung findet und nicht einfach übergangen wird, gehört zu meinen allerliebsten Eigenschaften der beiden. Donar galoppiert beispielsweise völlig problemlos und auf die leisesten Signale hin an, aber an manchen Tagen will oder kann er einfach nicht und dann muss er auch nicht. Da ich ihn sehr gut kenne, weiß ich genau, wann er ein bisschen faul ist und noch eine zweite oder dritte Einladung braucht oder wann es einfach nicht geht. Und auf die Idee das „auszunutzen“ käme er niemals – so denken Menschen, nicht Tiere. 😉
Im Umkehrschluss heißt „nicht unterwerfen“ aber auch: „nicht machen was du sagst, nur weil du es sagst“. Dante muss unbedingt und absolut verstehen was er machen oder auch lassen soll und dann klappt es ganz wunderbar, aber er tut nichts, nur weil ich das sage. Das finde ich super, denn das bedeutet für mich, dass ich eine Möglichkeit finden muss, ihm mein Anliegen begreiflich zu machen. Hier ein paar Beispiele aus unserem Alltag.
Krallen schneiden war als Welpe kein Problem, irgendwann war es aber scheinbar zu viel oder unpassend und es ging gar nichts mehr. Er hat sich beim Anblick der Krallenschere in die letzte Ecke der Wohnung verkrümelt und war durch absolut nichts dazu zu bewegen, zu kooperieren. Wir haben also einen ausführlichen Plan aufgestellt, in Babyschritten trainiert und wenn er die Schere mittlerweile sieht, kommt er freudig angerannt und schmeißt einem seine Pfoten entgegen. 😀 Allerdings gehen pro „Sitzung“ immer nur ca. drei Krallen, dann möchte er nicht mehr, aber das ist in Ordnung weil er beim nächsten Mal wieder genauso freudig dabei ist, wenn man seine Grenzen respektiert.

Im Umgang mit ihm ist viel Fingerspitzengefühl gefragt, nur dann kann es funktionieren. Der Rückruf funktioniert extrem gut, aber man muss wissen und managen, wann es klappen kann. Wenn er beispielsweise erst sein Geschäft machen muss, braucht man ihn überhaupt nicht ansprechen, er schaltet dann auf „Durchzug“. Dasselbe gilt für intensives Schnüffeln. Hat er was in der Nase ist Ansprechen sinnlos. Wenn man ihn aber nur dann ableint, wenn er diesen Bedürfnissen ungestört nachgehen kann, widmet er sich uns nach kurzer Zeit freiwillig und reagiert auf leiseste Signale und lässt sich problemlos abrufen. Bei Hundebegegnungen muss er jedoch an die Leine, sonst startet er durch, wenn er den anderen Hund vor uns sieht. Das ist allerdings erst zweimal vorgekommen und durch gutes Management lässt es sich durchaus vermeiden. So ist es stressfrei und entspannt für uns alle. Ist der andere Hund dann ein Kumpel oder eine nette neue Bekanntschaft können die beiden sich selbstverständlich auch ohne Leine austoben, wenn die Umstände das zulassen.
Eine echte Herausforderung ist sein Dickkopf jedoch immer dann, wenn er etwas will, aber nicht soll und man nichts tun kann, außer mit noch größerem Dickkopf „dagegen“ zu halten. Ein recht aktuelles Beispiel ist Folgendes: Dante darf zu uns ins Bett, allerdings nur nachdem der Wecker geklingelt hat und auf unsere Einladung hin. Bisher hat das wunderbar geklappt und er kam vor dem Klingeln des Weckers gar nicht auf die Idee, zu uns ins Bett zu wollen, auch wenn er es eindeutig liebt. Vor einer Weile hatte er jedoch nachts eine Art Albtraum oder Panikattacke und war völlig neben der Spur. Es war ganz schlimm. Er ist wie angestochen plötzlich aufgesprungen, schreiend und winselnd durch das Wohnzimmer gerannt und war überhaupt nicht ansprechbar. Erst nach etwa einer halben Minute hat es aufgehört, doch auch zwei Stunden später war er immer noch so erschrocken und unruhig, dass an Schlaf gar nicht zu denken war, obwohl wir alle super müde waren.
Weil wir am nächsten Morgen früh raus mussten und ihm Sicherheit vermitteln wollten, haben wir Dante also zu uns ins Bett eingeladen, er war extrem dankbar, hat sich schnell beruhigt und wir konnten noch ein paar Stunden schlafen. Allerdings war er von da an der Meinung, dass unser Bett auch sein Bett ist, was ja aus Hundesicht auch vollkommen einleuchtend ist, denn wir haben ja den „Fehler“ gemacht und waren nicht konsequent. 😉 Er hat uns also zwei Wochen lang jede Nacht auf Trab gehalten, indem er ab etwa 10Uhr (wenn wir ins Bett gehen) bis 2 oder 3Uhr nachts immer wieder aufgestanden ist und fiepend, teilweise auch knurrend seinen Unmut kund getan hat, weil er nicht zu uns durfte. Es war enorm anstrengend. Er ließ sich zwar immer wieder ins Bett bringen, ist aber nur Sekunden oder Minuten später wieder aufgestanden und das Ganze ging von vorne los.

Der Widerstand wurde allerdings mit der Zeit etwas geringer und dann nochmal richtig extrem, weshalb wir wussten, dass wir kurz vor dem Ziel waren. Bevor ein unerwünschtes Verhalten aufhört, spricht man vom so genannten „Löschungstrotz“. Man versucht es dann nochmal richtig vehement, getreu dem Motto: „Das MUSS doch irgendwie gehen!“, bevor man es sein lässt und sich denkt: „Gut, dann eben nicht!“ 🙂 Genauso war es bei Dante, er hat es sein gelassen und schläft seitdem wieder anstandslos in seinem eigenen Bett. Auch wenn das eine sehr anstrengende und unangenehme Zeit war, bereue ich nicht, dass wir ihn in der besagten Nacht in unser Bett gelassen haben. Wir wussten in dem Moment, dass wir inkonsequent waren und dass unser Verhalten Folgen haben würde, haben diese aber in Kauf genommen, um Dante Sicherheit zu vermitteln, die er ganz eindeutig gebraucht hat.
Ähnlich hat er sich auch nach den beiden Futterumstellungen vom Futter der Züchter auf unser Welpenfutter und davon auf das Futter für erwachsene Hunde verhalten. Die Umstellungen waren natürlich sehr schonend, trotzdem hat er beide Male nach Abschluss der Umstellzeit, wenn es also ausschließlich das neue Futter gab, so getan als wollten wir ihn vergiften und hat das Futter verweigert. Wir haben es ihm trotzdem nur zu den gewohnten Zeiten angeboten und es eben wieder weggestellt, wenn er es nicht angerührt hat. Nach zwei Tagen hatte sich das Thema erledigt und beide Sorten hat er von da an freudig gefressen und gut vertragen.
Es gibt noch unzählige weitere Beispiele, etwa dass Dante während wir (woanders) essen ruhig auf seiner Decke liegen soll. Zuhause darf er auch mal auf einem freien Stuhl oder auf dem Sofa neben uns sitzen. 😉 Auf der Decke liegt er auch gut und gerne, aber es muss sich natürlich für ihn lohnen. Er wird also oft und reichlich belohnt, wenn er trotz teilweise großer Ablenkung liegen bleibt, denn das hat er sich dann redlich verdient und es lohnt sich für ihn einfach mehr, dort liegen zu bleiben als irgendetwas anderes zu tun.
Ein allerletztes Beispiel ist das Warten vor dem Futternapf. Als Dante als Welpe zu uns kam ist er wild bellend und fiepend durch die Küche gehüpft, sobald wir uns dem Futterbehälter auch nur genähert haben. Wir haben ihn also auf seine Decke geschickt und das Futter nur dann vorbereitet, wenn er ruhig und leise war. Ist er aufgestanden oder hat gequengelt, haben wir sofort aufgehört und uns anderen Dingen gewidmet – war er wieder leise ging die Futtervorbereitung weiter und in kürzester Zeit hatte er das Spiel verstanden. 🙂
Der Grund, weshalb ich das alles erzähle ist der, dass sowohl Konsequenz als auch Fingerspitzengefühl und Empathie in der Erziehung eines Tieres enorm wichtig sind. Ja, es kostet Nerven und man muss sich die Mühe der Selbstreflektion immer und immer wieder machen, aber meiner Meinung nach ist das der einzig richtige Weg. Regeln sind nützlich und wichtig und im Zusammenleben unerlässlich. Genauso muss man aber auch in der Lage sein, zuzuhören, sich in das Tier hineinzufühlen, seine Bedürfnisse und Ansichten herausfinden und so ein MITeinander zu schaffen, das durch bloße „Dominanz“ gar nicht möglich wäre. Und ich kann mich sehr glücklich schätzen, gleich zwei Tiere zu meiner Familie zählen zu dürfen, die sehr klar kommunizieren. Ich will und kann nicht gegen sie arbeiten, also fordern sie mich immer wieder zum nach- und umdenken auf und dafür bin ich ihnen mehr als dankbar. Unser Miteinander wird dadurch einfach besser und schöner und viel, viel wertvoller.

Was für ein wundervoler Beitrag, den ich mit einem „Ja, so ist es “ unterstreichen möchte, ich sehe es so wie Du, wobei ich oft denke, dass Du und Theo noch um einiges konsequenter als ich seid. Und ich bewundere Eure große Geduld gepaart mit einer tierischen Empathie, wie sie manche Menschen nicht für Menschen besitzen. Und ja, der Xoloitzcuintle ist schon ein besonderer Hund, Dukiiis neue Terärztin stellte sofort beim Kennenlernen fest, dass er unglaublich viel erzählt, schon nur mit seinen Augen und das sehe ich bei Dante und auch anderen Xoloitzcuintles anderer Züchter ebenso. Sie sind unglaublich kommunikativ und stellen sich sehr auf uns Menschen ein. UNd manchmal habe ich bei meinem Hund den eindruck, dass er mich für ein bisschen unterbelichtet hält 😉
Bussi und schönes Wochenende, Meggy
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Danke für deinen lieben Kommentar, Meggy! Haha, das mit der Konsequenz ist wirklich nicht so einfach, aber mir hilft es immer, mir die Folgen vor Augen zu führen, wenn ich DAS jetzt durchgehen lasse… 😂 Dante würde nämlich auch ganz schnell unseren Alltag managen, wenn er dürfte, aber du hast den Schlüsselbegriff ja schon genannt: Kommunikation, vor allem nonverbal. 😊 Wie immer läuft alles besser, wenn man miteinander redet und ich habe oft das Gefühl, dass Dante dafür sehr dankbar ist. Er kann aber auch ein echter Quälgeist sein und dann ist es SEHR schwer konsequent zu bleiben. 😅 Dukiiis neue Tierärztin klingt toll, sie hat einen guten Blick und Dukiii hält dich bestimmt nicht für unterbelichtet – vielleicht für ein bisschen begriffsstutzig, das kenne ich nur zu gut. 😂♥️
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