Wer kennt diese Vorstellung? Ein freudig hechelnder Hund, dessen lange Zunge im Fahrtwind weht, während er den Kopf aus dem Fenster streckt und gar nicht genug von alledem bekommen kann – Hunde lieben Autofahren! Oder..?
Manche lieben es leider überhaupt nicht und wieder andere müssen es erst lieben lernen. 😉
Schon bevor Dante im zarten Alter von 11 Wochen im August 2017 bei uns einzog, haben wir uns sehr viele Gedanken darüber gemacht, wie sein Ersttransport aussehen sollte und natürlich auch darüber, wie er alle weiteren Autofahrten erleben sollte – ein Thema von dem ich definitiv nicht gedacht hätte, dass es so komplex sein kann!
Wir hatten nämlich insofern „Pech“, dass Dante bis zu einem Alter von knapp 9 Monaten ziemliche Probleme mit dem Autofahren hatte. Auch heute gibt es noch stressige Momente für alle Beteiligten, aber das sind vergleichsweise Kleinigkeiten, an denen wir auch schon erfolgreich arbeiten. Was genau am Autofahren so problematisch war und wie wir erfolgreich damit umgegangen sind, möchte ich heute mal erzählen und hoffe, dass es dem ein oder anderen Hundebesitzer im Umgang mit der Reisekrankheit seines vierbeinigen Babys hilft. Lasst euch dadurch nur nicht davon abhalten, mit eurem Welpen die Welt zu erkunden! Die Sozialisation in den ersten Wochen ist so immens wichtig und man kann sie nie wieder aufholen. Aber ohne Auto kommt man in den meisten Fällen leider nicht sehr weit und der Hund verpasst so gut wie alles, was er zum Leben braucht. Deshalb war es für uns so wichtig, dass Dante das Autofahren lernt und dass wir ihn damit an alle Orte bringen konnten, die für sein Leben in irgendeiner Weise wichtig werden könnten.
Die erste Fahrt
Tipps und Warnungen bezüglich der ersten Fahrt eines Welpen in sein neues Zuhause gibt es Viele. Kurzum: wir haben uns dafür entschieden, Dante auf meinem Schoß zu transportieren, wobei ich auf dem Beifahrersitz saß und Theo gefahren ist. Es war nicht Dantes erste Autofahrt, doch die bisherigen halfen uns leider nicht weiter. Denn als wir ihn bei seinen Züchtereltern Alla und Alexander Slavin abgeholt haben, hat er gemeckert wie ein Weltmeister und wollte überall hin, nur nicht auf meinem Schoß bleiben, bis er nach etwa einer halben Stunde endlich erschöpft eingeschlafen ist. Die Fahrt dauerte auch insgesamt zum Glück nur etwas länger als eine Stunde. Auf meinen Beinen lag eine saugfähige Unterlage gegen die höchstwahrscheinliche Übelkeit des Welpen, die es auch gab, die jedoch leider komplett daneben gegangen ist – egal, wozu gibt es Waschmaschinen? 😉 Dante war endlich da!

Die ersten Versuche
Dass alle weiteren Fahrten gesichert und deutlich stressfreier ablaufen sollten, war von vornherein klar und genau zu diesem Zweck hatten wir eine Transportbox für den Kofferraum gekauft. Dass Boxen aber absolut nichts für Dante sind, mussten wir schon in seiner ersten Nacht schmerzlich feststellen, also disqualifizierten wir Box und Kofferraum und besorgten ein einfaches Anschnallsystem für den Rücksitz, das man am Geschirr befestigen konnte. Da uns das jedoch für den Fall eines Unfalls zu „lose“ war, stießen wir zum Glück schon sehr bald auf eine andere Lösung, aber dazu später mehr. 😉

Wichtig war zunächst einmal, dass wir Dante gesichert transportieren konnten, denn dass das Autofahren unumgänglich sein würde, stand für uns von Anfang an fest. Er fährt inzwischen mindestens einmal täglich Auto, und wenn es nur 5 Minuten zum Stall sind, hat aber auch schon Fahrten hinter sich, die knapp drei Stunden gedauert haben. Und es klappt wirklich täglich besser. 🙂 Bis er nämlich etwa 8 Monate alt war, hat Dante verlässlich bei beinahe jeder Fahrt gebrochen und das meistens nicht nur einmal. Und da Xolos sich ja wahnsinnig gern verbal mitteilen, wurde außerdem ununterbrochen gejammert, geschimpft, geblubbert und gefiept. Unglaublich, wie sprachbegabt diese Hunde sind und das meine ich wirklich ernst!
Wir haben alles probiert, um die Lage zu verbessern: vor der Fahrt lange nicht füttern, damit der Magen leer ist, das Fahren „schönfüttern“ durch die tollsten und besten Leckerlis, damit es sich lohnt, diese Tortur auf sich zu nehmen. Natürlich schrittweise Gewöhnung an das Auto selbst, im Stehen, mit laufendem Motor, mit Gesellschaft von einem von uns auf der Rückbank… Wirklich mit allem. Wir haben auch Globuli ausprobiert und sogar ein Spray, das angeblich Pheromone enthält, die denen gleichen, die beim Trinken der Muttermilch ausgeschüttet werden. 😀 Es mag ja Hunde geben, bei denen das hilft, aber Dante gehört nicht dazu.
Wir haben wirklich alles versucht, doch schon bald fing Dante an zu speicheln sobald er das Auto nur gesehen oder dessen Entriegelung per Knopfdruck gehört hat. Wir hatten immer mindestens zwei Wechseldecken für die Rückbank, eine Rolle Zewa und Handtücher dabei. Aber – und dass muss ich Dante absolut zugute halten – er ist immer freiwillig eingestiegen, auch wenn er damit ganz offensichtlich Unwohlsein verknüpft hat. Er hat gefiept, gesabbert und teilweise sogar gezittert, aber sobald die Tür aufging ist er von Anfang an auf unser Okay hin selbst eingestiegen und war beleidigt, wenn wir ihm helfen wollten. Mutiges kleines Kerlchen. 🙂
Die anderen Welpen, die wir aus der Hundeschule kannten, hatten entweder nie Probleme mit dem Autofahren gehabt oder sie hatten sie längst abgelegt. Doch Dante stieg zu unserer letzten Stunde im Junghundekurs im Alter von 7 Monaten noch immer sabbernd und mit wackligen Beinen aus. Er vertrug das Autofahren einfach nicht und wir hatten inzwischen schon öfter gehört, dass es Hunde gibt, bei denen sich dieser Zustand wohl niemals bessert. Wir hofften nur, dass Dante nicht dazugehörte…
Die Lösung
Was dann endlich half, war genauso einfach wie genial und ich frage mich immer noch, warum wir nicht früher darauf gekommen sind. Wir legten Dante ins „Platz“, sodass er nicht mehr zu den Seitenfenstern herausschauen konnte und die schnell vorbeirasenden Bilder ihm keine Übelkeit mehr bescherten. Und plötzlich klappte es. 😀 Denn dank des tollen Hundeautositzes „Travelmat“ , den wir schon sehr früh gekauft hatten, um den Transport sicherer zu gestalten, konnte Dante (zumindest damals noch nicht) über die Seitenwände sehen und die Übelkeit blieb endlich aus. Der Grund, aus dem wir uns für dieses Auto-Hundebett entschieden, war jedoch vor allem der Sicherheitsaspekt, den die Schaumstoffwände bei einem Aufprall hoffentlich bieten und der erhöhte Komfort, der einem Kuschelprinz wie Dante das Entspannen doch deutlich erleichtert. Außerdem ist es sehr gut zu reinigen. 😉
Aber zurück zum „Platz“ : ganz so einfach war es nämlich leider nicht. Dante gehört zu den Hunden, die gerne den Überblick haben, aber das mussten wir ihm sozusagen verbieten und es hat eine Weile gedauert, bis er sich vollständig darauf einlassen konnte und eingesehen hat, dass es ihm beim Autofahren hilft. Wir haben also weiterhin fleißig mit tollen Leckerlis belohnt und sind wann immer es möglich war Autobahn statt Landstraße gefahren. Die relativ gerade Fahrbahn mit möglichst gleichbleibender Geschwindigkeit hat ihm enorm geholfen, sich zu entspannen und auch heute noch sind ihm Autobahnfahrten deutlich lieber.
Entspannungstraining

Und Entspannung ist auch schon das nächste Stichwort, da wir auf lange Sicht natürlich erreichen wollen, dass Dante im Auto gut entspannen und schlafen kann. Schlaf ist schließlich enorm wichtig und im Auto gibt es für ihn ja sonst nichts zu tun. Diesbezüglich haben wir schon große Fortschritte gemacht, denn es war monatelang nur möglich, Dante zur Ruhe zu verhelfen, wenn man ihm Körperkontakt anbot. Das ging aber nur, wenn wir zu zweit waren und war auf Dauer ziemlich unbequem. 😉 Aber, wie gesagt, Dante hat gern den Überblick und als er noch zu klein war, um allein über die Wand des Hundebetts zu gucken, brauchte er einen unserer Arme. Der Blick aus der Frontscheibe war übrigens nie ein Problem, deshalb sprach nichts dagegen. Auch unser übliches Ruhetraining, zu dem ihr in meinem Beitrag „Über Bindung, Fehler und die Liebe“ mehr lesen könnt, hat uns beim Autofahrtraining sehr weitergeholfen.
Für Fortgeschrittene
Inzwischen war es Dante also möglich mehr oder weniger entspannt Auto zu fahren – wenn er nicht aus den Seitenfenstern schauen konnte, in seinem Bett lag, Körperkontakt zu einem von uns hatte, wir auf der Autobahn unterwegs waren und es zwischendurch immer wieder tolle Leckerlis gab. Und natürlich, wenn er ohnehin entspannt und müde war, sich vorher gelöst und nicht direkt zuvor gefressen hatte. Noch nicht optimal, aber schon ein riesiger Fortschritt im Vergleich zu dem brechenden Welpen, mit dem wir begonnen hatten. 😉
Und dann kam das, wovon wir schon oft gehört hatten und von dem wir hofften, dass es bei Dante auch bald passieren würde: die Übelkeit „verwuchs sich“. Juhu! Da sein Gehirn die schnell vorbeirasenden Bilder nun entwicklungsbedingt besser verarbeiten konnte und somit keine Übelkeit mehr bei ihm auslösten, wollte er im Auto nicht mehr im „Platz“ liegen und stand immer wieder auf, saß also in seinem Bett. Im Nachhinein finde ich es wirklich erstaunlich, dass er das „Platz“ nur so lange angenommen und akzeptiert hat, wie er es brauchte. Sobald es überflüssig wurde, machte er es nicht mehr. Also, er legte sich schon noch hin, aber stand immer sofort wieder auf, egal wie gut die Belohnung war. Wir dachten uns dann irgendwann, dass er ja wissen musste was er da tat, da er ja schließlich die Erfahrung gemacht hatte, dass ihm im Liegen nicht schlecht wurde. 🙂
Nun wurde ihm jedoch überhaupt nicht mehr schlecht (außer auf sehr tückischen Landstraßen) und wir sahen keinen Grund mehr dazu, ihn ins „Platz“ zu legen, wenn er es nicht wollte und es keinen Zweck mehr erfüllte. Seitdem darf er also sitzen, stehen, liegen wie er will, wobei das Liegen natürlich wünschenswert ist und von uns weiterhin unterstützt wird.
Der Feinschliff
Nach knapp einem Dreivierteljahr Training, Konsequenz, vielen Fragezeichen und strapazierten Nerven allerseits haben wir nun endlich einen Hund, der gut Autofahren kann und der gerne überall mit hin kommt – wir haben es geschafft! ❤ Das „Platz“ ist übrigens nicht vollständig aus unserer Routine verschwunden, sondern wird immer noch eingefordert wenn Dante eingestiegen ist und wenn er aussteigen möchte. Beim Einsteigen bekommt er außerdem jedes Mal ein besonderes Leckerli, auf das er sich riesig freut und das das Autofahren positiv für ihn belegt. Direkt vor dem Aussteigen soll er liegen, damit wir ihm das Freizeichen dazu geben können und er nicht einfach aus dem Auto springt, wann es ihm passt. Er darf erst raus wenn er ruhig liegt, keine Geräusche macht, uns anschaut und wir „Okay“ sagen. Das sorgt außerdem für einen entspannten und routinierten Start in neue Abenteuer.

Eine letzte Baustelle, an der wir zur Zeit noch etwas feilen, ist das Gemecker, das er von sich gibt, wenn er ungeduldig wird, vor allem aus Vorfreude. Ich habe ja schon einmal erzählt, dass Xolos extrem redselig sind und wer noch nie gehört hat, welche Bandbreite von Geräuschen diese Hunde von sich geben können, kann sich das wahrscheinlich nur schwer vorstellen. 😉 Gerade aus Vorfreude wenn wir in den Stall fahren packt Dante gerne alles aus was er hat und quengelt, jault, fiept, blubbert und bellt ohne Rücksicht auf Verluste. Da weder Ablenkung noch Belohnung und schon gar kein strenges Wort geholfen haben, haben wir tatsächlich erst vor ein paar Tagen Folgendes ausprobiert und es scheint sehr gut anzuschlagen: wenn er loslegt, folgt ein freundliches, aber durchaus ernst gemeintes „Nein“, wenn er dann trotzdem weitermacht, halten wir an, steigen aus und warten neben dem Auto, bis es ruhig ist. Erst dann steigen wir wieder kommentarlos ein und fahren weiter. Zugegeben, es ist wirklich nur auf Feldwegen umsetzbar und wirkt wahrscheinlich kleinlich, weil der arme Hund sich ja schließlich nur freut. Das darf er auch gerne, aber nicht in voller Lautstärke direkt neben meinem Ohr. 😉
So, das ist also der erstaunlich lange Bericht darüber, wie wir es geschafft haben, Dante zu einem Hund zu erziehen, der gerne und gut Autofahren kann. Wenn ich eines Tages hier sitze und genau so einen Bericht über das Alleinebleiben schreiben kann, bin ich wirklich unheimlich stolz auf uns. ❤
WOW! Wie toll, Ihr habt es tatsächlich geschafft!!! Ein sehr schöner Bericht, liebe Jana. Und, wie immer, eine wunderbare Schilderung all der Eigenarten eines Xolos 😉 Die neuen Bilder von Euch sind wunderschön! Ihr sehr toll aus! Es ist immer wieder erstaunlich, wie ähnlich sich die Geschwister aus diesem Wurf sehen. Farah und Dante sehen eigentlich gleich aus – der einzige Unerschied ist das Farah Haare hat 😀 Ganz liebe Grüße von den 4 Musketieren von Usedom
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Danke liebe Mirjam! 😀 Ich bin auch total glücklich und erleichtert, dass wir es endlich geschafft haben, das erleichtert den Alltag immens! Den Gedanken zu Farah und Dante hatte ich auch schon – beide haben diese dunkle Schnauze und die wenigen Haaren, die er hat, haben dieselbe Farbe und Struktur wie ihre! Ich bin schon gespannt, sie irgendwann mal zusammen zu sehen. ❤
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