Über Vorurteile und Fremdmeinungen

„Was ist das denn für ein komischer Hund?!“

Die Geschmäcker sind ja bekanntlich sehr verschieden und dass ein Xolo nichts für Jedermann ist, ist nicht schlimm, sondern gut so! Trotzdem begegnen einem die Menschen oft leider sehr vorurteilsbehaftet, wenn sie (noch) nichts über die Rasse wissen und das ist wirklich schade. Ich versuche dann immer mein Bestes an Aufklärungsarbeit zu leisten und nach einer kurzen Unterhaltung finden die meisten Leute Dante dann oft zwar immer noch kurios, sind aber nicht mehr annähernd so abweisend oder misstrauisch. 😉 Viele sind aber auch wahnsinnig offen, neugierig und lieb und das ist wirklich toll!

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Komisch? Ich?!

Bevor ich über ein paar dieser Kuriositäten und die dazugehörigen Sprüche ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudere, möchte ich einmal ganz klar sagen, dass die meisten Menschen deutlich offener, toleranter und humorvoller reagieren als ich befürchtet hatte! Und das festzustellen ist jedes Mal etwas Wunderbares und festigt meinen Glauben an die Menschheit. Diejenigen, die nichts Nettes zu sagen haben lassen es glücklicherweise auch meistens sein oder trauen sich nicht. Manchmal aber leider schon. Einmal haben wir mit Dante auf dem Parkplatz eines Supermarktes trainiert als eine sehr ungepflegte und mürrisch dreinblickende Frau an uns vorbei ging und mit Blick auf ihn abfällig und laut sagte: „Boah, wie hässlich!“

Kein Problem, das darf man durchaus denken (auch wenn ich das natürlich absolut nicht nachvollziehen kann), aber was ist das denn bitte für ein Benehmen?! Ich habe dann ebenso deutlich zu meiner Begleitung gesagt: „Ob sie sich wohl auch über fremde Kinderwägen beugt und so abfällig über die Babys redet?“ Das hat sie zum Glück gehört und mich fassungslos angeglotzt. Mit einem breiten Lächeln meinerseits war die Sache dann gegessen, aber innerlich rege ich mich doch sehr über so ein dumm-dreistes Verhalten auf… Aber, wie gesagt, das ist zum Glück die absolute Ausnahme.

Dennoch scheint die Hemmschwelle bezüglich der eigenen Meinung (die man auch ruhig manchmal für sich behalten kann) gerade in der Hundewelt oft ziemlich niedrig zu sein. Ich kenne das leider schon von den Pferden, dass jeder immer alles besser weiß und anders macht und nicht schön findet, etc. In meinem jetzigen Stall ist das glücklicherweise nicht oder nur ganz selten der Fall, aber andernorts leider völlig normal. Da man Hundemenschen aber im Alltag und überall und nicht nur im Stall trifft, fällt es mir hier noch wesentlich stärker auf. Mit einem Nackthund muss man sich schon auf ein paar komische Begegnungen gefasst machen, aber im Prinzip kennt eigentlich jeder Hundebesitzer diese Fragen: „Warum hast du denn keinen Hund aus dem Tierheim? Die müssen doch gerettet werden, bevor man neue Welpen züchtet!“ „Was? Dein Züchter gibt die Welpen schon mit 8 Wochen ab? Das ist viel zu früh!“ „Kleine Hunde sind doch keine richtigen Hunde!“ „Was, ein Hütehund? Den musst du aber ordentlich auslasten!“ „Also so ein Riesenvieh kommt mir nicht ins Haus! Der versaut die ganze Wohnung!“ „Wieso BARFst du nicht und gibst deinem Hund nur Trockenfutter?“ Und so weiter und so fort. Man kann und muss es nicht jedem recht machen.

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Kein bisschen hässlich ❤

Und dann kommen noch die speziellen Xolo-Fragen dazu, denn ihre Haarlosigkeit ist zwar die auffälligste, aber längst nicht die einzige Besonderheit der Mexikanischen Nackthunde – sie sind in mancher Hinsicht auch einfach anders, wobei sie dennoch und vor allen Dingen „richtige“ Hunde sind! Xolos wurden schon von den Azteken als Wach- und Begleithunde gehalten und haben einen sehr engen Bezug zu ihren Menschen. Am liebsten möchten sie immer mit dabei sein und das so nah wie möglich. Sogar heilende Kräfte wurden ihnen zugesprochen, da sie durch ihre Haarlosigkeit viel Wärme abstrahlen und instinktiv zu wissen scheinen, wo es gerade wehtut. Die Körpertemperatur der Xolos ist nicht höher als die von anderen Hunden, aber sie fühlen sich ohne das isolierende Fell deutlich wärmer an. Ich habe diesen Winter dank Dante jedenfalls keine Wärmflasche gebraucht. 😉 Wer sich für weitere Besonderheiten der Xolos interessiert, bekommt einen guten Überblick auf der Seite der Hundetrainerin Alina Geishofer, die die am häufigsten gestellten Fragen zu dieser speziellen Urhundrasse sehr präzise beantwortet.

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Kein Reh, eher ein Hähnchen

Die Fragen, die uns bisher am häufigsten gestellt wurden, lauten: „Der Arme! Ist dem nicht kalt?“, „Ist der rasiert?“ und „Ist das ein Windhund?“ Die Antwort auf alle diese Fragen lautet: Nein. 😉 Am besten hat mir allerdings folgende Frage gefallen, die mir im Herbst bei einem unserer Gassigänge von einer Passantin gestellt wurde: „Wat ham Sie denn da? ‚N Reh?!“ Köstlich!

Manche Leute sind auch bezüglich seiner Klamotten total auf Zack. Da kommen dann Sprüche wie: „Sportlich, sportlich, euer Hund!“ Oder: „Der ist ja schon im Schlafanzug unterwegs – ist das nicht ein bisschen zu früh?“ 😀 Darauf muss man erst mal spontan eine Antwort parat haben! Es gibt noch viel mehr solcher teilweise absurder Fragen, die oft auf die Besonderheiten der Xolos hinauslaufen, doch um die soll es in einem anderen Beitrag gehen. Da werde ich dann mal beleuchten, inwiefern Dantes Verhalten „typisch“ für einen Xolo ist und was er vielleicht ganz anders macht.

Abschließend möchte ich noch einmal betonen, dass wir uns absichtlich und ganz bewusst für einen nackten Xolo entschieden haben, weil er nicht nur optisch, sondern vor allem von seinem Wesen her unser absoluter Traumhund ist! Er muss niemandem leid tun, weil er nackt ist, er ist auch nicht das Resultat grausamer Qualzucht, ist nicht verletzlich oder schwach und kann trotz fehlendem Fell wunderbar mit seinen Artgenossen kommunizieren. Es ist manchmal sehr anstrengend durch die Stadt zu gehen und von allen angeguckt zu werden – ich bin mir inzwischen sicher, dass ein bunter Hund unauffälliger wäre! – aber meistens kommen tolle Gespräche zustande, die Leute freuen sich über Dante und können erzählen, dass sie einen Nackthund getroffen haben, sie machen gerne Bilder und begegnen ihm mit Staunen. „Guck mal! Dobby der Hauself!“ 😀 Ich finde es toll, dass er das durch seine bloße Anwesenheit hervorrufen kann, auch wenn ich trotzdem froh bin, dass wir ländlich wohnen und ich nicht immer in der Stadt unterwegs sein muss. Also, ein Xolo ist nichts für jeden, aber praktisch jeder interessiert sich für einen Xolo – und das meistens auf eine sehr positive, neugierige Art und Weise.

6 Antworten auf „Über Vorurteile und Fremdmeinungen

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  1. Anfangs mit dem noch kleinen Junghund in der Stadt unterwegs zu sein hat schon sehr viel Aufmerksamkeit auf uns gelenkt. Die ersten unfreundlichen Kommentare habe ich aber tatsächlich erst wahrgenommen, als es Winter wurde und wir Dante die Anzüge und Mützen angezogen haben – die Kleidung sticht scheinbar noch schneller ins Auge und ruft meiner Meinung nach auch deutlich mehr Vorurteile auf den Plan. Die meisten bemerken die Nacktheit dann erst gar nicht. Insofern freue ich mich jetzt schon auf den Frühling, wenn Dante sich wieder in seiner eigentlichen Pracht zeigen kann. Es ist schön, mit interessierten Leuten ins Gespräch zu kommen. Aber unhöfliche Kommentare im Vorbeigehen sind genauso unangemessen wie in jeder anderen Situation auch. Wie bei so vielen Sachen wünscht man sich einfach ein bisschen Unvoreingenommenheit oder aber zumindest etwas Zurückhaltung. Die positiven Begegnungen überwiegen jedoch – und an der Schlagfertigkeit konnten wir mit der Zeit auch schon arbeiten 😉

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    1. Jaaaa, auf den Frühling mit Dante freue ich mich auch! Und mit dir – jetzt musst du ja raus, Allergien hin oder her – und wir können endlich mehr Zeit zusammen im Freien verbringen. ❤
      Das stimmt, ein Hund mit Kleidung ist mindestens genauso komisch wie einer ohne Fell. 😉 Aber durch sein hübsches Gesicht hat er die meisten Menschen ja sowieso schnell auf seiner Seite. Und die Gespräche genieße ich auch immer sehr, da kommt man mit Menschen in Kontakt und kann ihnen was erzählen, was sie noch nicht wussten. Genau das Richtige für uns Lehrer. 🙂

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  2. Alles genauso erlebt, Ihr Lieben, und zum ersten Mal recht garstig letzte Woche auf der Hundewiese im Norden Nürnbergs, ob ich das nicht ein bisschen sehr übertrieben fände, wenn ich meinen Hund so anziehe? Sagt eine Frau meines Alters (50er Jahre) mit zwei knuddeligen Labradordamen und schaut mich böse an. Ich musste echt an mich halten, dann bin ich zu ihr hin, habe sie angestrahlt und sie gefragt, ob sie bei dem Wetter (-2°C) auch nackt herum laufen möchte. Sie guckt, guckt nochmal, dann sagte ich ihr, dass sie der erste Mensch in 4 Jahren sei, der so bösartig diese Frage in den Raum stellt und ich überlege ob ich nett oder auch so unhöflich sein soll, dann schaut sie mich und Duke an und fängt aus vollem Hals an zu lachen und sagt, na, da sei sie jetzt über ihr eigenes Vorurteil gestolpert, denn der Hund sei ja ein nackter, und dann hat sie sich entschuldigt und es wurde noch richtig nett, auch zwischen den Hunden. Ja, ich denke, ich lerne auch viel durch und mit meinem Hund.
    Aber, wie Du schon schreibst, liebe Jana, das hübsche Gesicht Deines Hundes und auch das von Duke, ach was, das aller Xolos, macht eine Menge aus und wett. Jetzt wünsche ich uns allen einen schönen Frühling, er kriecht langsam, aber beständig heran… ❤
    Bussi an Euch 5 in Marburg von Meggy und Duke
    P.S. Ach Theo, ich verspreche Dir, das mit einem Xolo an Deiner Seite mit der Zeit Dein Heuschnupfen weniger wird, ehrlich. 🙂

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    1. Hahaha, eine sehr schöne Geschichte, Meggy! 😀 Ja, solche Momente gibt es und sie sind immer wieder schön. Toll, dass sich meistens doch noch alles zum Guten wendet, wenn man nur miteinander redet. Nur so können Vorurteile abgebaut und neue, positive Erfahrungen gesammelt werden. ❤
      Hach, und bzgl. des Heuschnupfens machst du uns Mut! In unseren ersten gemeinsamen Jahren war es wirklich schlimm, aber innerhalb der letzten beiden Jahre wurde es durch viel Draußen-Sein schon deutlich besser. Und das noch mit den Xolo-Heilkräften kombiniert… Ich bin optimistisch. 😉

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